Mein Bukowski 2/3
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Thees. Damals. Doch er blieb der Thees von damals und er blieb auch der Bukowski-Fan, nur dass er mich anders versuchte zu ködern. Wir wohnten mittlerweile in verschiedenen Städten und er war zu Besuch bei mir. Wie es dazu kam, war für mich etwas unerklärlich, denn so eng war unser Verhältnis gar nicht, zumindest nicht so eng, um einen vier Tage währenden Besuch in einer zu kleinen Wohnung zu rechtfertigen. Doch es war so wie es war. Und Thees hatte sich Munition mitgebracht, in Form von Filmen. Er hatte „Die Charles-Bukowski-Tapes“, „Ganz normal verrückt“ und „Barfly“ auf Videokassette dabei, ganz viel guten Whisky, den er von seinem Vater gesponsert bekommen hatte, ich hatte einige Sixpacks im WG-Kühlschrank gehortet und wir hatten Zeit, wir zwei nichtsnutzigen Studenten in den Semesterferien. Die ersten zwei Filme ließen mich kalt, aber „Barfly“ liebte ich, wir schauten ihn als dritten Film in der ersten Nacht seines Besuchs an, ungefähr zwischen 3 und 5 Uhr nachts – oder morgens: wie man möchte. Zunächst dachte ich, es liege am Alkohol, aber viel viel später schaute ich diesen Film nochmals ohne Thees an – und liebte ihn wieder und immer noch. Aber zum ersten Schauen: wahrscheinlich lag es an der Intensität der Darstellung, Mickey Rourke auf der Höhe seines Könnens als Henry Chinaski, die wunderbare Faye Dunaway als Wanda Wilcox, ich war Hin und Weg, ich war infiziert. Mich faszinierte dieser Film, diese Hauptfiguren – gleichzeitig stieß es mich ab. Ein paar Tage lebte ich in dieser Welt, gemeinsam mit Thees. Tagsüber schrieben wir an DEM Roman, tranken dabei die Flaschen Whisky aus, die wirklich gut waren, die Sixpacks ebenso, fanden uns ganz wunderbar und talentiert, und wenn wir nicht mehr schreiben konnten, klapperten wir die Spelunken in meinem Kiez ab, nicht umsonst wohnte ich in der Bahnhofsgegend mit vielen Etablissements, die man nicht für Dates aussuchen sollte. Wir trafen auf kuriose Gestalten, die wir in unserem Roman beschreiben wollten und doch nicht taten, wir redeten von unserem kommenden Ruhm und wir freuten uns sehr am Leben zu sein.
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