Zeitgenössische Lyrik ... vorgestellt von Martin Piekar 5/10

Martin Piekar, 1990 geboren, verfasst Lyrik, Lyrikpreisträger beim 20. Open Mike 2012, 
10 Lyrikbände zeitgenössischer Lyriker auszuwählen und vorzustellen fällt einem als Lyrikliebhaber schwer. Weil es NUR 10 sind. Aber trotzdem habe ich, Martin Piekar, mich gewagt. Ich nenne 10 Lyrikbände, möglichst aktuell, die mein Lesen, meine Leseerfahrung, mich im Lauf der Lektüre verändert haben. Da ich keine Rangliste machen möchte, werde ich die Bände nicht nummerieren, sondern ich werde Sternchen setzen.

* Steffen Popp – Dickicht mit Reden und Augen. Viel mehr muss ich gar nicht sagen. Das ist es! – Das ist es wirklich, Steffen Popp erweist sich beim Lesen für mich immer als eine Art Metaphernoffenbarung. Steffen Popp verwendet Metaphern und Pathos und es wird an keiner Stelle Kitsch oder altbacken oder verbraucht oder oder oder: 


Dickicht mit Reden und Augen 

Möglichkeit und Methode überschneiden sich
ein kühner Satz bricht sich im Wald, fortan er hinkt

kein Sprung ins Dickicht dringt, kein Huf hinaus
kein ausrangiertes Fahrrad betet hier um Ruh
kein altes Lama spuckt, kein junges auch

sie hängen in den Tag, in Baumschaukeln
kein Baum, genau besehen, keine Schaukel, nicht mal
ein sie, nur hängen, Tag

Reden, durch nichts gedeckt, doch lebhaft
Lebewesen fast in einem Dickicht
hängend, hinkend eine, darum nicht weniger wahr
nicht wahr, nicht weniger, nicht – ungerührt

schaukeln oder grasen zur Pflege der Landschaft
oder stehen nur in ihr, schauen herüber mit Augen.

für Elke Erb




Das ist das Titelgedicht des Bandes. Es steht in einem eher losen Zyklus, die nicht thematisch festgebunden sind. Dabei sind in diesem Band Zyklen wie „Vom Meer“ und „Wälder“ ansässig, in denen die Beziehung zu den jeweiligen Orten ausgeführt zu werden scheint. Es ist ein sehr emotionaler Band und mir bleibt beim Lesen andauernd der Mund vor Staunen offen stehen, da ich die ganzen Metaphern in meinem Kopf bilde und einfach beeindruckt zurückgelassen werde von jedem Gedicht. 


Steffen Popp, Dickicht mit Reden und Augen, kookbooks, 2013, Berlin

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