Fortsetzungsroman: Moody Blue 31


http://schmerzwach.blogspot.de/2013/04/fortsetzungsroman-moody-blue-30.html Als ich in das Krankenhaus eintrat, merkte ich, dass ich die Zimmernummer gar nicht kannte, also fragte ich am Empfang. 333. Ich lief in den dritten Stock und suchte das Zimmer, der Krankenhausgeruch wurde immer unangenehmer. Wie ich es hasste, Leute darin zu besuchen! Als ich an Christians Tür klopfte, fiel mir erst ein, dass ich kein Mitbringsel für ihn hatte. Ach, er würde es verkraften. Ich hörte seine Stimme: Herein! rufen. Ich trat ein und sah einen übelzugerichteten Christian im Bett liegen. Ich wusste nicht, wie ich ihn begrüßen sollte. Daher sagte ich nur Hallo und fragte ihn, ob er sehr leide. Wie bereits gesagt, ich hatte nicht den besten Draht zu ihm, aber in diesem Fall ging es ganz gut, denn ich wollte ein paar Dinge über Tobias herauskriegen, der ihn immer noch nicht besucht hatte, ich fragte, warum, doch der arme Junge konnte mir keine Antwort darauf geben. Er, der sonst so Selbstbewusste und Laute, war leise und unsicher. Wenigstens einmal wollte ich in die Tiefe gehen, erfahren, was dahintersteckte, deswegen fragte ich intelligent und beharrlich, diesmal sollte ich Bestätigung erhalten.
Ich begann am Abend ihres Kennenlernens. Alejandro und ich waren im Bad gewesen und sie hatten sich miteinander amüsiert, wie war es dazu gekommen? Ganz einfach, meinte Christian, ich habe ihn gefragt, ob er Lust hätte, mir einen zu blasen, Tobi lächelte und knöpfte mir die Hosen auf. Wie ging die Geschichte weiter? Sie standen im „Care“ dauernd beieinander, verstanden sich blendend, verkrochen sich zwischendurch kurz auf der Toilette, um sich zu entspannen. Während der Zugfahrt machten sie aus, sich am nächsten Mittag zu treffen und ab da waren sie ständig miteinander unterwegs, sonst nichts. Nichts? 
Dann geschah das mit dem Araber. Das alles wusste ich bereits, er sollte mir mehr sagen. Das Warum? Naja, der sah saugeil aus, dieser Araber, war sehr charmant, ich wollte ihn haben. So kam ich nicht weiter, aber wie sollte ich es versuchen? Warst du bei Tobi zuhause? fragte ich ihn, ja. Und? fragte ich, in welchen Zimmern warst du? In seinem Zimmer, sagte er. Wie sehen die Wände aus? fragte ich. Blau, sagte er. Lass dir doch nicht alles aus der Nase ziehen! sagte ich. Jetzt einmal Klartext! forderte ich ihn auf, ich weiß, dass mit Tobias etwas nicht stimmt, ich weiß, dass er dich benutzt hat, ich weiß, dass er dich im Griff hat, ich weiß das alles und werde herauskriegen, was es damit genau auf sich hat, egal ob von dir oder Tobias, nur wäre es für mich vorteilhafter, es von dir zu erfahren.
Er schwieg. Denk an Alejandro, auch er ist in Gefahr, mahnte ich ihn. Ich liebe ihn, flüsterte er, egal, was er mit mir tut, wo er herkommt, was er ist, ich liebe ihn und will, dass er mich liebt. Halts Maul, Christian! schrie ich, erzähl es endlich! Und ich war froh, dass wenigstens er nicht wegrennen konnte, im Gegensatz zu Levent zum Beispiel. Er schwieg. Ich werde ihn zu dir bringen, wenn du es mir erzählst, sagte ich. Das kannst du nicht, erwiderte er. Das glaubst du! sagte ich, ihn böse anschauend. Als wir bei euch waren, meinte Tobi zu mir, dass wenn wir uns gegenseitig einen bliesen und das Sperma herunterschluckten, sich eine tolle Fähigkeit auf mich übertragen würde, antwortete er. Und? 
Er sagte nicht was, erwiderte Christian, nur dass ich viel Spaß daran haben würde, und da er mir sowieso gut gefiel, machte ich es einfach, ja, ich fand, dass es eine gute Anmache wäre. Was war denn jetzt die Fähigkeit? wollte ich wissen. Jeden Typen rumkriegen zu können, der nicht felsenfest davon überzeugt ist, mich unattraktiv und uninteressant zu finden, das heißt, dass keiner eine Chance hat mir zu widerstehen, der Zweifel daran hat, ob er mit mir schlafen könnte, so wie beim Araber, der im Grunde genommen glaubte, hetero zu sein, aber in dem ein latenter Hang zur Homosexualität vorhanden war; wie leicht fiel es mir, ihn rumzukriegen, und was ist das für ein perverses Machtgefühl! Es ist geil! sagte er. Und wie ist das mit Tobi? Warum brauchst du ihn? fragte ich. Erstens bin ich in ihn verliebt, in seine Macht, zweitens bin ich von ihm abhängig, mit ihm steht und fällt meine Macht, meine Fähigkeit, antwortete er.
Aber was bringt dir das Ganze, wenn du dafür so schrecklich verprügelt wirst und im Krankenhaus landest? fragte ich verwirrt und ein bisschen verärgert. Ich habe mir viele Gedanken darüber gemacht, sagte er, es war meine eigene Schuld! Es gab mir einen Kick, einen Araber rumzukriegen, der noch nie mit Männern geschlafen hat und intolerant ist, es gab mir einen noch größeren Kick, ihn in seiner eigenen Wohnung zu ficken; die Konsequenzen muss ich jetzt dafür tragen, aber es war ein so geiles Machtgefühl, es berauschte meine Sinne, ich will nicht mehr darauf verzichten. Ich fragte mich, warum Tobi Christian nach zwei Minuten Bekanntschaft so etwas anbot und mir in dieser ersten Nacht nichts dergleichen. Was hatte es damit auf sich? Oder hatte er auch mich schon nach so kurzer Zeit verflucht? Nur subtiler? Oder war ich willensstärker als Christian? Fand ich den im Grunde genommen nicht besonders hübschen Tobi deswegen so attraktiv, weil er mich in seinen Bann gezogen hat?
Ich fragte Christian, ob er irgendetwas über mich geäußert hatte, zum Beispiel, ob er mich verflucht oder etwas mit mir vorhabe. Doch der Verletzte wusste nichts davon. Ich glaubte ihm. So dumm war dieser Junge nicht, seine Pläne zu verraten. Und ich wusste nun endgültig, dass er ein Teufel ist. Ich fragte mich nur, wie das möglich sein konnte. Ich verabschiedete mich lächelnd von dem im Bett Liegenden und sprach ihm Mut zu. Als ich nach Hause kam, begrüßte mich Alejandro euphorisch und sagte, komm wir knuddeln ein bisschen in deinem Zimmer.

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