Im Zimmer wird es still von Jan Walther
Wenn man selbst literarisch schreibt, dann liest man Literatur ganz anders... Und bei manchen Büchern denke ich dann: Oh Mann, das hättest du selbst nicht schreiben können! Wieso dachte ich das bei Jan Walthers Roman?
Als Peter an Krebs erkrankt, umsorgt ihn sein Partner so gut er kann. Doch oft ist Andreas überfordert und fühlt sich alleingelassen. Er ist hin- und hergerissen zwischen seiner Liebe zu Peter und seiner Angst, ihn zu verlieren. Auch Peter macht sich Sorgen, will Andreas beschützt wissen, ihm das Gefühl geben, dass alles in Ordnung ist. Dann verschlimmert sich Peters Zustand...
Jan Walther wählt ein schwieriges Thema: die Krebserkrankung des geliebten Partners - und gerät damit immer wieder in Gefahr, schwülstig oder kitschig zu werden. Doch er wird es nie. Das ist vielleicht die größte Stärke des Autoren. Souverän mit der Sprache umzugehen, dort, wo sie zu zu einem Klischee werden könnte. Ich meine, jede_r kennt doch diese Allgemeinplätze, diese Floskeln, sobald man auf die Themen Krankheit und Tod kommt. "Die Zeit heilt alle Wunden", "Kopf hoch, das Leben geht weiter", "Jeder kriegt nur das aufgeladen, was er tragen kann" usw. Oft fehlen einem die Worte, oft weiß man nicht, was man sagen, was man tun soll. Oft traut man sich nicht. Traut sich nicht, einen todkranken Menschen besuchen zu gehen, weil man sich nicht nur mit der Krankheit des Besuchten, mit dem nahenden Tod der Person beschäftigen muss. Sondern auch, weil man sich dann mit seinem eigenen Tod konfrontiert, mit der eigenen Vergänglichkeit. Oft ist dann der Zeitpunkt vorbei, an dem man sich noch trauen kann, beim Todgeweihten vorbeizuschauen, weil es einem einfach peinlich ist, dass man es Monate nicht geschafft hat... Solche Phänomene beschreibt Jan Walther genauso sensibel, wie die sexuellen Probleme, die Andreas am Anfang seiner Beziehung zum älteren Peter hat. Es sind immer kleine Miniaturen, in denen Walther diesen Kosmos aufbaut, diesen im Grunde genommen sperrigen Inhalt, den er in präzise, wenige Worte fasst, in starke Bilder, die eingängiger als manch tausendseitiges Werk sind. Es ist ein dünnes Büchlein, ein feines Büchlein. Doch noch mehr als ein Roman über das Krank werden oder sterben ist es ein Liebesroman. Wie gesagt, nicht der kitschigen Sorte. Ein Liebesroman, der in feinsinnigen Gedanken über eine Beziehung spricht, die etwas Besonderes ist, und die fern jeden Klischees weiterlebt, und weiterleben wird bis zum letzten Tag und vermutlich darüber hinaus. Es ist ein Liebesroman und damit auch ein Zeugnis schwuler Beziehungsliebe - mit all den Themen, die in der heutigen Zeit aktuell sind. Treue, Sex, Erwachsen werden, Altersunterschied, Lebensentwurf, Großstadt oder Dorf, Diversität, Rollen spielen... Es sind die feinen Beobachtungen, um die ich den Autoren beneide, es sind Kleinigkeiten, Kleinigkeiten, die große Literatur machen. Dass solche Perlen im Bruno Gmünder Verlag erscheinen, ist eine schöne Sache. Das 176-seitige Hardcover ist im Herbst 2011 erschienen, kostet 17,95 Euro und ist nicht nur wegen seines wunderschönen Covers sein Geld wirklich wert.
Mehr hier: http://www.janas-seiten.de/9.html
Als Peter an Krebs erkrankt, umsorgt ihn sein Partner so gut er kann. Doch oft ist Andreas überfordert und fühlt sich alleingelassen. Er ist hin- und hergerissen zwischen seiner Liebe zu Peter und seiner Angst, ihn zu verlieren. Auch Peter macht sich Sorgen, will Andreas beschützt wissen, ihm das Gefühl geben, dass alles in Ordnung ist. Dann verschlimmert sich Peters Zustand...
Jan Walther wählt ein schwieriges Thema: die Krebserkrankung des geliebten Partners - und gerät damit immer wieder in Gefahr, schwülstig oder kitschig zu werden. Doch er wird es nie. Das ist vielleicht die größte Stärke des Autoren. Souverän mit der Sprache umzugehen, dort, wo sie zu zu einem Klischee werden könnte. Ich meine, jede_r kennt doch diese Allgemeinplätze, diese Floskeln, sobald man auf die Themen Krankheit und Tod kommt. "Die Zeit heilt alle Wunden", "Kopf hoch, das Leben geht weiter", "Jeder kriegt nur das aufgeladen, was er tragen kann" usw. Oft fehlen einem die Worte, oft weiß man nicht, was man sagen, was man tun soll. Oft traut man sich nicht. Traut sich nicht, einen todkranken Menschen besuchen zu gehen, weil man sich nicht nur mit der Krankheit des Besuchten, mit dem nahenden Tod der Person beschäftigen muss. Sondern auch, weil man sich dann mit seinem eigenen Tod konfrontiert, mit der eigenen Vergänglichkeit. Oft ist dann der Zeitpunkt vorbei, an dem man sich noch trauen kann, beim Todgeweihten vorbeizuschauen, weil es einem einfach peinlich ist, dass man es Monate nicht geschafft hat... Solche Phänomene beschreibt Jan Walther genauso sensibel, wie die sexuellen Probleme, die Andreas am Anfang seiner Beziehung zum älteren Peter hat. Es sind immer kleine Miniaturen, in denen Walther diesen Kosmos aufbaut, diesen im Grunde genommen sperrigen Inhalt, den er in präzise, wenige Worte fasst, in starke Bilder, die eingängiger als manch tausendseitiges Werk sind. Es ist ein dünnes Büchlein, ein feines Büchlein. Doch noch mehr als ein Roman über das Krank werden oder sterben ist es ein Liebesroman. Wie gesagt, nicht der kitschigen Sorte. Ein Liebesroman, der in feinsinnigen Gedanken über eine Beziehung spricht, die etwas Besonderes ist, und die fern jeden Klischees weiterlebt, und weiterleben wird bis zum letzten Tag und vermutlich darüber hinaus. Es ist ein Liebesroman und damit auch ein Zeugnis schwuler Beziehungsliebe - mit all den Themen, die in der heutigen Zeit aktuell sind. Treue, Sex, Erwachsen werden, Altersunterschied, Lebensentwurf, Großstadt oder Dorf, Diversität, Rollen spielen... Es sind die feinen Beobachtungen, um die ich den Autoren beneide, es sind Kleinigkeiten, Kleinigkeiten, die große Literatur machen. Dass solche Perlen im Bruno Gmünder Verlag erscheinen, ist eine schöne Sache. Das 176-seitige Hardcover ist im Herbst 2011 erschienen, kostet 17,95 Euro und ist nicht nur wegen seines wunderschönen Covers sein Geld wirklich wert.
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