Meine Lieblingsbuchhandlung ... mit Guido Rohm
Guido Rohm, Schriftsteller und Künstler http://de.wikipedia.org/wiki/Guido_Rohm |
Und jetzt soll ich meine Lieblingsbuchhandlung vorstellen, damit man einmal einen positiven Schritt zurück an die Oberfläche der Welt wagt.
Ja! Schön, dass man mich gebeten hat, kann ich da nur sagen. Fein! Lieblingsbuchhandlung also!
Habe ich Ihnen schon erzählt, dass ich mein Haus kaum noch verlasse. Also, ich geh schon raus. Der Mensch braucht das ja: Luft, Atemluft, Benzinluft, Smog, Fabrikgestank. Ohne wird es schnell gefährlich für den Mensch. Drum geht man auch mal raus. Mal ums Haus laufen. Um die Häuserzeile. Um die Stadt. Ehe man sich versieht, war man wieder mal drei Tage unterwegs. Ja! Nein! Jetzt bin ich vom Weg abgekommen. Vom erzählerischen Weg quasi.
Lieblingsbuchhandlung! Ja! Die liegt in der Innenstadt, weil da alles liegt. Da liegen Kaufhäuser und Parkplätze, da liegt die Polizeistation, der Bahnhof, die Straßen. Und die Buchhandlungen liegen da auch.
Wenn ich jetzt wieder mal denke: Ja, Rohm, du könntest mal in deine Lieblingsbuchhandlung fahren, dann geht es ab in die Stadt. So eine Lieblingsbuchhandlung ist schon was ... Man spürt gleich die Wärme, die sie ausstrahlt. Das Herz schlägt einem schneller, und wenn man um die Ecke kommt und sie erblickt, da wird man schier verrückt vor Liebe. Die Augen sind aufgerissen. Die Hose ... Lassen wir das! Man stürmt über die Straße hinweg. Hupkonzert. Blechschäden. Aber was kümmert einen das? Man hört es nicht, nimmt es nicht wahr, weil man seiner Lieblingsbuchhandlung in die offenen Arme rennt. Ach ...
Und rein da! Wie ein ungestümer Geliebter. Tür auf und rein mit seinem Ding, äh, Körper! Unmittelbarer ungeschützter Kundenverkehr!
Der Besitzer schreckt auf, weil er das nicht gewöhnt ist, dass einer in seinen Laden gestürmt kommt.
"Der Sexshop ist nebenan", murmelt er vielleicht.
Papperlapapp. Sexshop. Unsinn! Das ist mein Sexshop. Überall Bücher. Krimis. Science-Fiction. Und neben den Krimis wieder Krimis: Landhauskrimis, Reihenhauskrimis, Regionalkrimis, Überregionalkrimis, Haushaltswarenkrimis. Für jeden Geschmack liegt da ein Krimi, damit auch jedes Hirn etwas zum Lesen hat.
"Juchhu!", schrei ich da. "Endlich!"
Der Buchhändler, der mich nicht erkennt, zuckt bereits am ganzen Körper.
Ich lass ihm keine Chance und knuddel ihn durch, weil er natürlich mein Lieblingsbuchhändler ist, auch wenn er bis dato nichts von seinem Glück wusste.
Seltsam ist das! Natürlich! Ich bin doch früher - so vor sieben bis zwölf Jahren - jeden Tag hier gewesen, in meiner Lieblingsbuchhandlung. Und ich komm jetzt wieder öfter. Ich bin doch nicht blöd und bestell weiterhin beim Vierten Reich, denn wenn das der Leser meiner Bücher rausbekommt, dann aber ... Dann gnade mir Gott! Ich hab das doch erlebt, bei Facebook, wie die Leute gewettert haben, die sind quasi mit ihren virtuellen Fackeln über die Hauptstraße gestürmt und haben jeden sinnbildlich geteert und gefedert, der sich zum Vierten Reich bekannt hat. Und ein Nazi ... Nein, nein, damit will ich nichts zu tun haben. Ich bin ein anständiger Mensch mit einer realen Lieblingsbuchhandlung, die ...
Wenn ich die erst wieder aufsuche, die Lieblingsbuchhandlung, wird das auch meine kindliche Liebe zum Buch als Gegenstand wieder entfachen. Da bin ich mir sicher, denn diese Liebe, wie soll ich sagen, die hat schon etwas gelitten. Da werde ich dann wieder jedes Buch in die Hand nehmen und streicheln und an meine Wange halten, und wenn der Lieblingsbuchhändler nicht hinschaut, werde ich es auch mal ... Sie wissen schon, was ich meine!
Nicht, dass ich ... Nein, nein, ich bin kein Perverser, sondern ein Leser, also ... hin und wieder ... Auf der anderen Seite ... Ich weiß ja gar nicht mehr wohin mit all den Büchern. Und all die Veröffentlichungen, die kann ich nicht kaufen, sonst muss ich bald anbauen, und das Geld hab ich einfach nicht.
Trotzdem ist es gut und richtig, mal wieder seinen Lieblingsbuchhändler zu besuchen, um sich aus der tödlichen Umarmung des Vierten Reichs zu befreien.
So ein realer Buchhändler, der einen knurrig empfängt, und der einen erschlagen will, wenn man keine Lyrik kauft, der ist schon was ... So etwas findet man beim Vierten Reich einfach nicht, da herrscht die kühle Lagernetzstimmung. Fürchterlich.
"Ja, hast du denn das und das", werde ich fragen, und mein Lieblingsbuchhändler wird nachdenken und sagen, nein, aber er könnt es mir online bestellen.
"Online!", werde ich schreien. "Niemals!"
Und dann werde ich entrüstet den Laden verlassen, weil, mit so einem onlinebestellenden Naziverbrecher will ich nun beim besten Willen nichts zu tun haben. Wenn das rauskommt ... Facebook kennt da keine Gnade. Keine!
http://schmerzwach.blogspot.de/2013/04/meine-lieblingsbuchhandlung-mit-zoe.html
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