Call me Kuchu - Ein Film, der traurig und wütend macht


Kuchu werden in Uganda Schwule genannt. Kuchu. Uganda ist eines der homophobsten Länder der Erde. Man könnte fast darüber lachen, dass der Westen dieses absurde Christentum nach Uganda brachte - und diese Menschen dort nun christlicher als alle anderen zusammen sind. "Christlicher" - man sollte schon Anführungsstriche setzen. Denn es ist das Christentum des Hasses, der Dummheit, der Intoleranz und Ungerechtigkeit. Ein sehr mutiger Bischoff (Christopher Senyonjo), der nicht die Meinung der Staatskirche vertritt und deswegen täglich angefeindet wird, drückt es so aus: Jesus liebt ALLE Menschen. Doch die Kirche ruft zur Gewalt gegen Homosexuelle auf, denn homosexuell sein halten sie für unnatürlich. Und Teile des homophoben Parlaments dieses Staates versuchen schon seit Jahren das strengste Anti-Homosexuellen-Gesetz der Welt durchzukriegen, scheitern aber immer wieder daran, weil dann doch befürchtet wird, dass sich wichtige Partner wie die USA von Uganda abwenden. Nicht nur Haftstrafen und Denunziationen sieht das neue Gesetz vor, sondern auch die Todesstrafe in "besonders schlimmen" Fällen. Denn man müsse die Kinder beschützen - alle Homosexuellen (!) vergewaltigen Kinder und verführen Jugendliche zum Homosexuell sein. Eltern sollen ihre Kinder anzeigen, wenn sie merken, dass diese schwul sind, jeder Bürger ist aufgerufen zu denunzieren, denn bei Unterlassung dieser Bürgerpflicht drohen ihm Haftstrafen bis zu drei Jahren. Katherine Fairfax Wright porträtiert hier in ihrer Dokumentation LGBT-Aktivistinnen aus Uganda, die ihr Leben aufs Spiel setzen, täglich, stündlich, minütlich, um ihr Ziel durchzusetzen: ihre eigene Anerkennung und die Verhinderung des neuen Gesetzes. David Kato, ihr Anführer, wird tatsächlich am Ende von einem homophoben Typen kaltblütig, hinterlistig und feige ermordet. Ich weiß nicht, wie es Fairfax Wright und ihr Team schaffen, diese Dokumentation mit so wenig Wertung zu filmen, ruhig und stilsicher zu filmen, während der Chef-Redakteur des Rolling Stone (einer "jugendlichen" Zeitung in Uganda) in die Kamera lacht, wenn er davon redet, dass Homosexuelle keine Menschen sind und keine Menschenrechte besitzen. Wie er Bilder und Adressen dieser mutigen Menschen in seiner Zeitung veröffentlicht und dazu aufruft, sie aufzuhängen. Schon beim Niederschreiben werde ich wieder wütend. Ich wäre mehrmals während des Films am liebsten aufgestanden und wäre am liebsten Richtung Leinwand gerannt - um diesem und anderen Arschlöchern, die ihre homophobe Meinung in die Kamera sagten, ins Gesicht zu schlagen (wenn es auch nur die arme Leinwand getroffen hätte). Wäre ich bei den Dreharbeiten dabei gewesen - ich hätte nicht an mich halten können. Wenn ich nicht gerade wütend war, weinte ich bei diesem erschütternden Film, bei dem von so viel Leid, so viel Schmerz berichtet wird. Von Vergewaltigungen an lesbischen Mädchen, damit ihnen gezeigt wird, wie es "richtig geht", vom Verstecken und Verbergen, vom nicht Outen können. David Kato. So mutig! Wie er sich als erster Mann in Uganda öffentlich zu seinem Schwul sein bekannte. Wie er weitere Aktivist/innen um sich scharte, mit ihnen eine Bewegung erschuf, die klein, aber stark ist. Stärker wird. Jede Veränderung der Gesellschaft braucht Märtyrer, jede Entwicklung basiert auf großen Opfern. Diese wunderbaren Menschen: der verstorbene David, die resolute Naome, die starke Stosh, der charmante "Long Jones"... Call me Kuchu ist ein eindrucksvoller Film über eindrucksvolle Menschen, ein wichtiger Film, einer, der in Schulen gezeigt werden sollte, überall auf der Welt. Ein Film, der aufzeigt, wie weit an vielen Orten unserer Erde wir noch so weit von der toleranten, offenen, freien Gesellschaft entfernt sind. Ein Film, der uns zeigt, wie wichtig es ist, überall und jederzeit, für mehr Toleranz und Freiheit einzustehen!

Mal Sehn Kino, Frankfurt, Dienstag und Mittwoch um 18:00 Uhr CALL ME KUCHU (OmU) von Malika Zouhali-Worrall und Katherine Fairfax Wright, USA 2012, 90 Min. 
http://www.malsehnkino.de/index.php?section=week&movieID=25296&date=2012-09-25&time=18:00

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Jahresrückblick 2015 Teil 1

DSDS 2012 - Der NACKTE Wahnsinn

Pimmel zeigen