Fortsetzungsroman: Moody Blue 12
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fortsetzungsroman-moody-blue-11.html
Alejandro kitzelte mich an den Füßen - ich hasste das. Wir begannen zu raufen, ich liebe es zu raufen, wenn ich das mit ihm mache, möchte ich ihn spätestens nach drei Minuten auf den Mund küssen, mich mit ihm wälzen, bis ich dann wieder mit Raufen anfange. Ich habe immer schon gewusst, dass sich Teenie-Jungs nur deswegen mit ihren Kollegen balgen, schlagen, weil sie deren Berührungen brauchten und anders konnten sie es sich nicht zeigen, sie durften es nicht. Wie schön wäre eine Gesellschaft, in der Zärtlichkeit unter Jungs ein üblicher Bestandteil wäre. Jungs könnten vielleicht lernen sich gegenseitig zu respektieren... Warum mussten sich Männer etwas beweisen? War dies auch Levents Beweggrund gewesen, als er mit Stefanie geschlafen hatte? Ich kannte ihn anders, er überraschte mich selten. Habe ich ihn mit dieser Aussage vernichtet? Ist es schlecht, so etwas über einen Menschen zu sagen? Meiner Meinung nach nicht: Wir hatten ein sehr enges Verhältnis zueinander, da kennt man sich, hat bestimmte Erwartungen an den anderen, wie oft sagt man: das sieht dir ähnlich! Und das ist wirklich nichts Schlechtes.
Auf unserem Spaziergang hatte er mich das erste Mal seit langer Zeit überrascht. Dieses Sex-Angebot beschäftigte mich noch immer. Aber er war nicht mein Typ und mir kam das alles nicht richtig vor.
Mein Engelchen streichelte mich am Rücken, so wie ich es gerne hatte. Fernsehen am Nachmittag ist sehr langweilig, wie man sich vorstellen kann, überhaupt kann ich diese Scheiße immer weniger ertragen; früher bereitete es mir wenigstens Vergnügen, Videoclips anzuschauen, aber auch das hat sich teilweise ins Gegenteil verkehrt. Um kurz nach drei zog ich mich an und machte mich auf den Weg. Oh, wie schick, sagte Alejandro süffisant, willst du ihn verführen? Haha, machte ich, du bist wohl eher gefährdet, einen Seitensprung zu begehen mit Levent in meinem Bett! Küss mich, sagte er, und ich tat es.
Ich lief zum Esperanza. Das dauerte zwar fast eine Dreiviertelstunde, aber es machte mir nichts aus. Beim Laufen kann man sich umschauen, sich Gedanken machen, zur Ruhe kommen, Fußgänger sind gelassener. Auf meinem Weg traf ich niemanden, den ich kannte, so blieb ich mit meinen Gedanken allein. Was fühlte ich für Levent? Was für Tobias? Was für Alejandro? Ich liebte Levent wie einen Bruder. Alejandro war mein Ein und Alles. Und Tobi?
Tobi war interessant, ich mochte ihn, ich freute mich darauf, ihn wiederzusehen. Was wollte er von mir? Ach, ich würde es früh genug herausfinden. Um kurz vor vier trat ich ins Café ein, Tobias saß bereits an einem Tisch in einer Ecke, aus der man alles überblicken konnte. Er stand auf, als ich näher kam, ich küsste ihn auf die Wangen, setze mich dann ihm gegenüber, er lächelte mich an. Dein Freund hat bei Stefanie geschlafen, sagte er, weißt du das? Ja, Levent kam danach zu mir nach Hause und hat es mir erzählt. Unsere Unterhaltung drehte sich eine halbe Stunde um dieses Thema. Ihm war das alles nicht so recht, er roch Probleme, er kenne seine Freundin genau und bei Levent habe er auch kein gutes Gefühl. Ich verteidigte ihn natürlich, aber auch ich hatte kein gutes Gefühl bei dieser Sache. Da standen uns eventuell einige Verwicklungen bevor, ich hatte eine seltsame Vorahnung. Irgendwann brach ich das Thema ab, mich interessierte es nicht mehr, ich wollte etwas von ihm erfahren, was er mochte, was er für Geschichten erzählte, was ihn bewegte. Er redete viel, mehr als in der Nacht zuvor, er machte viele Witze und war aufgedreht.
Ich hatte den Eindruck, dass er etwas verschwieg, einen Bogen um etwas machte. Aber das war mir egal, denn er erzählte gut. Er gehörte zu den Menschen, die ein bestätigendes Publikum brauchten, um richtig aufzudrehen, und das war meine Stärke: Ich konnte Leuten ein positives Feedback geben, so positiv, dass sie mir alles gaben, sie entfalteten ihr ganzes Show-Talent, erzählten mir ihre Vergangenheit und zum Schluss ihre intimen Gedanken. So weit käme es auch mit Tobi, da war ich mir sicher. Ich wusste – ich merkte es –, dass er mich sehr mochte, dass er mich nicht verlieren wollte. Nachdem er auf die Toilette gegangen war, setzte er sich wieder an seinen Platz und fragte mich, wieviel Zeit ich habe.
Wieso? wollte ich wissen. Nur so, meinte er. Sag du mal was von dir, meinte er. Ich sagte, nein, erzähl mir, was für Bücher du magst. Das war mir sehr wichtig, ich meine, wenn jemand überhaupt nicht liest, ist das kein gutes Zeichen. Naja, Alejandro liest auch nicht allzuviel. Er zählte einige Bücher auf, die ich gar nicht kannte, was mich wunderte, da ich sehr belesen bin, erzählte deren Inhalte, während ich mich umschaute, es war aber nicht viel los im Esperanza, das immer einen sehr gemütlichen Eindruck machte, we-gen der alten Möbel, die überall herumstanden, den warmen Farben, mit denen die Wände gestrichen worden waren. Es hatte nichts Pompöses an sich, nichts Falsches, nichts Eindruckschindendes. Es wirkte bescheiden und wohlig. Auch die Leute übertrieben nicht ihre Coolness, wie es in diesem Kaff oft der Fall war. Man kennt ja diese Möchtegern-Stars, die sich besonders toll vorkommen, wenn sie den Ami-Stil fünf Jahre später kopieren, die angesagtesten Gruppen anhö-ren und verehren, ohne sich wirklich Gedanken darüber zu machen, ohne deren Hintergrund zu kennen. Tobias sagte, bitte sing ein Lied. Hier? fragte ich. Warum denn nicht? Ist doch peinlich, oder? meinte ich. Finde ich nicht, sagte er. Was soll ich singen? fragte ich. Ha, ein Lied, das dir einfällt, wenn du an Levent und Steff denkst. So sang ich: Jalla.
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Alejandro kitzelte mich an den Füßen - ich hasste das. Wir begannen zu raufen, ich liebe es zu raufen, wenn ich das mit ihm mache, möchte ich ihn spätestens nach drei Minuten auf den Mund küssen, mich mit ihm wälzen, bis ich dann wieder mit Raufen anfange. Ich habe immer schon gewusst, dass sich Teenie-Jungs nur deswegen mit ihren Kollegen balgen, schlagen, weil sie deren Berührungen brauchten und anders konnten sie es sich nicht zeigen, sie durften es nicht. Wie schön wäre eine Gesellschaft, in der Zärtlichkeit unter Jungs ein üblicher Bestandteil wäre. Jungs könnten vielleicht lernen sich gegenseitig zu respektieren... Warum mussten sich Männer etwas beweisen? War dies auch Levents Beweggrund gewesen, als er mit Stefanie geschlafen hatte? Ich kannte ihn anders, er überraschte mich selten. Habe ich ihn mit dieser Aussage vernichtet? Ist es schlecht, so etwas über einen Menschen zu sagen? Meiner Meinung nach nicht: Wir hatten ein sehr enges Verhältnis zueinander, da kennt man sich, hat bestimmte Erwartungen an den anderen, wie oft sagt man: das sieht dir ähnlich! Und das ist wirklich nichts Schlechtes.
Auf unserem Spaziergang hatte er mich das erste Mal seit langer Zeit überrascht. Dieses Sex-Angebot beschäftigte mich noch immer. Aber er war nicht mein Typ und mir kam das alles nicht richtig vor.
Mein Engelchen streichelte mich am Rücken, so wie ich es gerne hatte. Fernsehen am Nachmittag ist sehr langweilig, wie man sich vorstellen kann, überhaupt kann ich diese Scheiße immer weniger ertragen; früher bereitete es mir wenigstens Vergnügen, Videoclips anzuschauen, aber auch das hat sich teilweise ins Gegenteil verkehrt. Um kurz nach drei zog ich mich an und machte mich auf den Weg. Oh, wie schick, sagte Alejandro süffisant, willst du ihn verführen? Haha, machte ich, du bist wohl eher gefährdet, einen Seitensprung zu begehen mit Levent in meinem Bett! Küss mich, sagte er, und ich tat es.
Ich lief zum Esperanza. Das dauerte zwar fast eine Dreiviertelstunde, aber es machte mir nichts aus. Beim Laufen kann man sich umschauen, sich Gedanken machen, zur Ruhe kommen, Fußgänger sind gelassener. Auf meinem Weg traf ich niemanden, den ich kannte, so blieb ich mit meinen Gedanken allein. Was fühlte ich für Levent? Was für Tobias? Was für Alejandro? Ich liebte Levent wie einen Bruder. Alejandro war mein Ein und Alles. Und Tobi?
Tobi war interessant, ich mochte ihn, ich freute mich darauf, ihn wiederzusehen. Was wollte er von mir? Ach, ich würde es früh genug herausfinden. Um kurz vor vier trat ich ins Café ein, Tobias saß bereits an einem Tisch in einer Ecke, aus der man alles überblicken konnte. Er stand auf, als ich näher kam, ich küsste ihn auf die Wangen, setze mich dann ihm gegenüber, er lächelte mich an. Dein Freund hat bei Stefanie geschlafen, sagte er, weißt du das? Ja, Levent kam danach zu mir nach Hause und hat es mir erzählt. Unsere Unterhaltung drehte sich eine halbe Stunde um dieses Thema. Ihm war das alles nicht so recht, er roch Probleme, er kenne seine Freundin genau und bei Levent habe er auch kein gutes Gefühl. Ich verteidigte ihn natürlich, aber auch ich hatte kein gutes Gefühl bei dieser Sache. Da standen uns eventuell einige Verwicklungen bevor, ich hatte eine seltsame Vorahnung. Irgendwann brach ich das Thema ab, mich interessierte es nicht mehr, ich wollte etwas von ihm erfahren, was er mochte, was er für Geschichten erzählte, was ihn bewegte. Er redete viel, mehr als in der Nacht zuvor, er machte viele Witze und war aufgedreht.
Ich hatte den Eindruck, dass er etwas verschwieg, einen Bogen um etwas machte. Aber das war mir egal, denn er erzählte gut. Er gehörte zu den Menschen, die ein bestätigendes Publikum brauchten, um richtig aufzudrehen, und das war meine Stärke: Ich konnte Leuten ein positives Feedback geben, so positiv, dass sie mir alles gaben, sie entfalteten ihr ganzes Show-Talent, erzählten mir ihre Vergangenheit und zum Schluss ihre intimen Gedanken. So weit käme es auch mit Tobi, da war ich mir sicher. Ich wusste – ich merkte es –, dass er mich sehr mochte, dass er mich nicht verlieren wollte. Nachdem er auf die Toilette gegangen war, setzte er sich wieder an seinen Platz und fragte mich, wieviel Zeit ich habe.
Wieso? wollte ich wissen. Nur so, meinte er. Sag du mal was von dir, meinte er. Ich sagte, nein, erzähl mir, was für Bücher du magst. Das war mir sehr wichtig, ich meine, wenn jemand überhaupt nicht liest, ist das kein gutes Zeichen. Naja, Alejandro liest auch nicht allzuviel. Er zählte einige Bücher auf, die ich gar nicht kannte, was mich wunderte, da ich sehr belesen bin, erzählte deren Inhalte, während ich mich umschaute, es war aber nicht viel los im Esperanza, das immer einen sehr gemütlichen Eindruck machte, we-gen der alten Möbel, die überall herumstanden, den warmen Farben, mit denen die Wände gestrichen worden waren. Es hatte nichts Pompöses an sich, nichts Falsches, nichts Eindruckschindendes. Es wirkte bescheiden und wohlig. Auch die Leute übertrieben nicht ihre Coolness, wie es in diesem Kaff oft der Fall war. Man kennt ja diese Möchtegern-Stars, die sich besonders toll vorkommen, wenn sie den Ami-Stil fünf Jahre später kopieren, die angesagtesten Gruppen anhö-ren und verehren, ohne sich wirklich Gedanken darüber zu machen, ohne deren Hintergrund zu kennen. Tobias sagte, bitte sing ein Lied. Hier? fragte ich. Warum denn nicht? Ist doch peinlich, oder? meinte ich. Finde ich nicht, sagte er. Was soll ich singen? fragte ich. Ha, ein Lied, das dir einfällt, wenn du an Levent und Steff denkst. So sang ich: Jalla.
Γι′ αλλα
Δεν σ′ αγαπω εδω και καιρο
αλλη αγαπη εχω στο μυαλο
δε σ′ αγαπω κι ειναι σκληρο
μα πρεπει την αληθεια να σου πω
συγνωμη σου ζητω
δεν το θελα ουτ′ εγω
μα πεs μου τι να κανω,
σε ρωτω να πεθανω;
Γι′ αλλα, γι αλλα
γι αλλα, γι αλλα, γι αλλα, γι αλλα
ματια τωρα ξενυχταω
Γι′ αλλα, γι αλλα
γι αλλα, γι αλλα, γι αλλα, γι αλλα
ματια εγω ποναω και καιγομαι
γι αλλα ματια εγω τρελλαινομαι
συγνωμη σου ζητω
δεν το′ θελα ουτ′ εγω
μα πεs μου τι να κανω,
σε ρωτω να πεθανω;
Γι αλλα ματια εγω ποναω
Γι αλλα ματια ξενυχταω
πινω μα δεν τα ξεχναω
Γι′ αλλα, γι αλλα...
Δεν σ′ αγαπω κι ειναι κοuτο
μαζι σου απο συνηθεια αλλο να ζω
Δεν σ′ αγαπω κι ειναι σκληρο
μα πρεπει την αληθεια να σου πωσυγνωμη σου ζητω
δεν το′ θελα ουτ′ εγω
μα πεs μου τι να κανω,
σε ρωτω να πεθανω;
Ich übersetzte den Text gleich:
Für andere (Jalla)
Ich liebe dich seit langem nicht mehr,
ich habe eine andere Liebe in meinem Kopf;
ich liebe dich nicht und das ist hart,
aber ich muß dir die Wahrheit sagen,
ich bitte dich um Entschuldigung,
nicht einmal ich wollte das,
doch sag mir, was ich tun soll,
ich frage dich: soll ich sterben?
Für andere, für andere, für andere, für andere, für andere
Für andere Augen schwärme ich jetzt (andere Augen rauben mir den Schlaf)
Für andere, für andere, für andere
Augen leide und verbrenne ich
Für andere Augen schwärme ich,
ich bitte dich um Entschuldigung,
nicht einmal ich wollte das,
doch sag mir, was ich tun soll,
ich frage dich: soll ich sterben?
Andere Augen machen mich leiden
Rauben mir den Schlaf
Ich trinke, um zu vergessen
Für andere, andere
Ich liebe dich nicht und es ist dumm
Mit dir lebe ich nur noch aus Gewohnheit
Ich liebe dich nicht und es ist hart
aber ich muß dir die Wahrheit sagen,
ich bitte dich um Entschuldigung,
nicht einmal ich wollte das,
doch sag mir, was ich tun soll,
ich frage dich: soll ich sterben?
Ein sehr treffender Text, fand ich, Tobias stimmte mir zu. Seine Freundin wird wollen, dass er stirbt... Leider kann man das Lied allein mit seiner Stimme nicht so schön wiedergeben, wie es sich im Original anhört. Arabische und griechische Instrumente vermischen sich zu einem Rhythmus, der einen automatisch Bauchtanzen lässt. Ich weiß gar nicht, wie die Instrumente auf Deutsch genannt werden: die Krusta und Tzura und die Arpa. Außerdem hat Anna Vissi eine sehr viel passendere Stimme für dieses Lied. „Γι′ αλλα“ heißt sowohl für andere als auch Jalla, das einen antreiben soll, „Come on“ sozusagen. Du bist wirklich mutig, sagte Tobi, und ich wurde wahrscheinlich rot.
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