Euro 2012 - auf der Berger Straße

Lars Bender, Erlöser

"Wir waren ja schließlich zuerst da!" Nein, nicht im Kindergarten gehört, sondern gestern auf der Berger Straße - was war passiert? "Mediterrane Gleichgültigkeit" trifft auf deutschen Ordungs- und Pünktlichkeitssinn. ;-) Wir wollten mal wieder auf der Berger Straße der deutschen Nationalmannschaft zujubeln, der genaue Ort war uns egal, Hauptsache Sitzplätze und einen guten Blick auf eine Leinwand. Nun, zu dritt sollte das ja zu machen sein... aber offensichtlich doch nicht, denn die "normalen" Leute treffen sich schon zwei Stunden vor Spielbeginn, um sich die besten Plätze zu sichern. Na dann! Wir nicht. Letztendlich fanden wir etwas Passendes. Einen Vierertisch im "Mi casa", nette Leute dort, Cocktail Happy Hour rund um die Uhr, Tapas und Sangria, besser geht es fast nicht. Der Fernseher war leider etwas von uns weg geneigt, aber noch im grünen Bereich. Bei Beginn des Spiels fragt eine junge Frau aufgeregt den schönsten Mann der Welt, ob er nicht etwas nach links rücken könne. Er weigert sich mit der Begründung, dass er ja dann wegen seines Vordermannes auch nichts sehen könne. "Wir waren ja schließlich zuerst da!" war dann ihre Argumentation, die wir nicht beantworteten - man muss ja nicht jeden Quatsch beachten. Sie hätte sich ja auch mal überlegen können, wieso sie nicht in der ersten Reihe sitzen wollte und ob sie tatsächlich erwartete, dass nur für sie die erste Reihe frei bleibt. ;-) Ja, die Berger Straße ist voll! Es ist ab einer Stunde vor Spielbeginn (fast) jeder Platz besetzt, feindselig werden die restlichen verteidigt, weil noch jemand später dazu kommt. Die Kneipen machen das Geschäft des Jahres und es sei ihnen gegönnt. Und nach dem Spiel laufen alle die Berger Straße entlang mit Fahnen, schwarzrotgold geschminkt, freudestrahlend und singend. In so einem Moment wünscht man sich, dass immer Europa- und Weltmeisterschaften stattfinden mögen. Zur deutschen Mannschaft: Boah! Was sind sie stark! Wer war bei dieser Euro 2012 noch so souverän und marschierte so selbstbewusst und halbwegs ungefährdet in die nächste Runde? Und jetzt gegen Griechenland. :-) Man erinnert sich an die Euro 2004, als die Griechen überraschend Europameister wurden. Auch dieses Jahr stehen sie mehr als überraschend im Viertelfinale. Werden sie eine große Gefahr sein? Diese Mannschaft ist mit ihrer Defensivtaktik immer gefährlich. Sie warten auf Fehler der Gegner und bestrafen sie dann mit Kontern und einer Zielsicherheit, die ihresgleichen sucht. Je mehr die Gegner gegen das griechische Tor anrennen, desto stärker scheinen sie zu werden. Aber! Die deutsche Mannschaft ist nicht so lethargisch wie die Russen, kann besser im Mittelfeld zaubern und im Angriff glänzen als die Polen. Und: Nicht umsonst ist die deutsche Nationalmannschaft die professionellste bei dieser Euro 2012, was die Taktik, die Vorbereitungen usw. angeht. Nein, der Deutsche mit griechischen Wurzeln, Jannis, wird wieder gegen die Griechen und für die Deutschen wetten. Nur: bisher hat es den Griechen Glück gebracht, wenn ich gegen sie wettete (siehe Euro 2004). ;-)

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