"WorldWide - Kiss-In" in front of the Russian Consulate in Frankfurt am Main – Sep, 08th 2013
"Zeige Deine Solidarität mit der LGBTQ Community durch einen Kuss vor dem russischen Konsulat in Frankfurt am Main - Oeder Weg 16-18.
Es ist egal, welche sexuelle Orientierung Du hast, hier geht es um Menschenrechte!"
So hieß das im Vorfeld zur Veranstaltung auf Facebook. Die Jungs (und es scheinen tatsächlich nur Jungs in Frankfurt zu sein, siehe Bild oben - Davide, Claus, Oliver, Alfredo und co.) haben sehr hart geschuftet, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit geleistet. Eine sehr schöne Sache das! Es kamen dann trotz leichten Regens und gleichzeitiger Veranstaltung ein paar Meter weiter ("Lauf für mehr Zeit" der AIDS-Hilfe Frankfurt) sehr viele Leute zusammen, um sich zu solidarisieren (auch wenn einige nicht lange blieben wegen ebendieser anderen Veranstaltung).
Es freut mich immer sehr, dass Frankfurt immer so gut dabei ist, wenn es darum geht, Solidarität zu zeigen! Das ist unser vielfältiges Frankfurt!
Ich möchte mich also bei denjenigen bedanken, die dabei waren, gleichzeitig natürlich den Veranstaltern.
Ich werde auch nichts Kritisches sagen (warum auch?!), denn erst einmal ist es aller Ehren wert, wenn man so etwas auf die Beine stellt. Auf Facebook wurde ich gefragt, ob die Mittel die richtigen sind - ob durch solche Aktionen nicht sogar die Ressentiments in Russland selbst verstärkt werden. Nach dem Motto: ach ja, diese schwulen Westeuropäer, ekelhaft sowas - und solche Veranstaltungen wollen sie auch bei uns täglich sehen / veranstalten: ekelhaft, weg damit! Ebenso wurde angedeutet, dass diese Aktion auf der gegnerischen Seite auch besserwisserisch rüberkommen könnte: Wir Wessis wissen es besser und sagen euch, wie es geht, ihr habt eh keine Ahnung und braucht Hilfe. Ein Dialog sollte zustande kommen. Doch das ist einfacher gesagt als getan. Dialog gibt es mit "Russen", nämlich mit denjenigen, die unterdrückt werden, den LGBTIQs. Doch wie schafft man es, an die anderen zu kommen?
Ich möchte aber gar nicht die ganze Diskussion hier aufrollen, das kann man auf meinem Profil auf Facebook gerne nachlesen ... Für mich, der gerade im Projekt StadtteilHistoriker an dem Projekt RotZSchwul arbeitet, ist ein KISS-IN eine spannende Sache, insbesondere als konsequente Fortführung der Teach-Ins und Sit-Ins der Siebziger Jahre. Kiss-In hieß das. Es gab auch Leute, die sich geküsst haben, die geknuddelt haben, aber es gab auch die anderen, die daneben standen, lächelnd. Und der Hauptteil der Veranstaltung war eben nicht Küssen, Streicheln oder whatever, sondern Reden, die gehalten wurden, Briefe aus Russland, die vorgelesen wurden. Eher also ein Teach-In. Ein Stand-In. Eine ganz normale Kundgebung. Wollten die RotZSchwulen damals für die Sichtbarmachung von Homosexualität mit ihren Körpern eintreten, will sagen: in die Öffentlichkeit treten, sich zeigen, zu Wort melden - so ist nun der Gedanke, aufzuzeigen, was wir in Deutschland (noch) sichtbar machen dürfen, ohne mit Konsequenzen rechnen zu müssen, wofür man in Russland schon verhaftet werden kann. Wehret den Anfängen! heißt es. Und wieso? Weil man die Angst hat, dass diese Gesetze, diese Geisteshaltungen um sich greifen - und in Deutschland ankommen, so wie in Frankreich Leute auf die Straße gegangen sind, um die "Homo-Ehe" zu verhindern.
Ich finde diese Aktionen wichtig. Freue mich aber auch auf neue Ideen, andere Mittel, die eingesetzt werden können. Und eines darf man bei dieser Veranstaltung nicht vergessen: Es wurde genauso darauf hingewiesen, dass es viele Missstände in Deutschland gibt und es gilt diese zu beseitigen - denn selbst wenn das Thema "To russia with love" heißt, fand das alles in Deutschland statt, mit Menschen, die sich hier engagieren und hier Emanzipationsarbeit leisten!
Mehr dazu hier: https://www.facebook.com/events/509411489133189/ und hier: https://www.facebook.com/Putinmyass.
P.S.: Der Mann, der in Frankfurt für www.earthlings.de steht, war wie beim CSD und anderen Veranstaltungen ebenso mit dabei. Das zum Thema "schmerzwach isst" (es geht bei der angegebenen Adresse um Ausbeutung von Tieren, bitte mal drauf klicken).
Kommentare
Kommentar veröffentlichen