Fortsetzungsroman: Moody Blue 27

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Was hatte mein Süßer einst gesagt, ich bräuchte Tobi nicht intim zu kennen, um sein Geheimnis zu erfahren?! Da hatte er sich getäuscht. Oder seine Intuition wollte mich damals vor meinem neuen Freund warnen. Er ließ mich ziehen, aber nicht ohne noch einmal darauf hinzuweisen, dass ich achtgeben solle. 
Tobias wohnte in einem ganz normalen, unauffälligen Einfamilienhaus, von außen sehr gewöhnlich, blassgelbe Fassade, braune Fensterläden, orangener Sockel. Doch drinnen überraschte die moderne, ungewöhnliche Dekoration, hier war kein Möbelstück zuviel, alles sparsam und geräumig, mit extravaganten schwarz-silbernen Stühlen, absurden schwarzen Ledersessel, seltsam geformten Tischen, wenig Bildern, aber wenn, dann einfarbig auf weißem Grund, meistens Blautöne, die technischen Geräte waren vom Besten und Aufwändigsten, Tobis Eltern schienen viel Geld zu besitzen. Apropos. Wo sind deine Eltern? fragte ich ihn. Meine Mutter ist schon lange tot und mein Vater ist meistens unterwegs, antwortete er. Wohnst du dann alleine hier? fragte ich. Nein, die Steff wohnt hier, sagte er. Ähm, ich dachte, ihr seid nur Freunde und nicht Geschwister? fragte ich. Sie ist nur meine Seelenschwester, mein Vater hat sie aufgenommen, als sie daheim Ärger hatte, erwiderte er. Seltsam, dass mir Levent nicht erzählt hatte, dass die beiden zusammenwohnen. Und wo ist sie jetzt? fragte ich. Ich weiß es nicht, langsam gewöhne ich mich daran, dass sie verschwindet, meinte er. War Levent schon oft hier? fragte ich. Ja, einige Male, wenn sie eben nicht gerade gefl – ähm – unterwegs sind, sagte er. Geflüchtet? insistierte ich. Ich hatte mich versprochen, meinte er, gehen wir in mein Zimmer. Er ging voraus und ich folgte ihm. 
Das Treppenhaus war dunkel und kühl, er bewohnte einen Raum gleich rechts nach der Treppe, darin befand sich nur ein riesengroßes schwarzes Futon-Bett und eine Stereo-Anlage plus CDs und Kassetten. Die Wand war in verschiedenen Blautönen gestrichen, die ein interessantes Muster ergaben, das faszinierendste daran war die Farbintensität. Er bat mich, es mir auf dem Bett bequem zu machen, ich könne mich ruhig nur in Shorts auf die schwarze Seidenbettwäsche setzen oder legen. Während er eine CD einlegte, eigenartigerweise die Backstreet Boys, setzte ich mich nackt bis auf die Shorts auf das Bett. Dann zog auch er sich aus, ich beobachtete ihn dabei, dachte, dass ich einerseits gerne verführt werden, andererseits aber Alejandro treu bleiben wollte. Er nahm neben mir Platz, splitterfasernackt. Er meinte, er möge das Gefühl, am ganzen Körper in Berührung mit Seide zu kommen, dieser Stoff sei so weich und zart, er liebe das. Sein Penis war erigiert und mir war es peinlich, dass ich dahingeschaut hatte. Dieser Junge erschien mir attraktiv, aber warum nur? Was hatte er? Was gefiel mir an ihm? Er sagte, dass er mich begehre. Und Christian? wandte ich ein. Den auch, meinte er, als wäre so etwas das Selbstverständlichste auf der Welt. Warum nicht zwei oder drei oder vier oder noch mehr Liebhaber besitzen? Ist ja einerlei. 
Eine Beziehung haben, ist eine Sache, begann er, Sex mit geilen Jungs zu haben, ist eine andere, ich meine, sieh dich und Alejandro an, ihr verbringt sehr viel Zeit miteinander, teilt fast alles, langweilt euch nie, seid glücklich. Das ist wirklich schön, ich gönne es euch und möchte, dass das lange noch so bleibt, aber was hätte das mit Sex mit mir zu tun? Nichts. Du führst eine tolle Beziehung mit ihm und hast eine kurze Zeitlang Spaß mit mir. Was ist daran böse oder verlogen oder untreu? Du kannst es ihm ja hinterher sagen. Ich schaute auf die Wand, das Muster verwirrte mich, das knallige Blau sog mich in sich hinein, mir schwindelte es, Sex Sex Sex Sex, pochte es in meinem Kopf und verschiedene Sätze mischten sich dazu, du hast eine kurze Zeitlang Spaß mit mir, was ist daran böse, du kannst es ihm ja hinterher sagen, ist das untreu, du führst eine tolle Beziehung mit ihm, du kannst Spaß mit mir haben. Das Blau verschluckte mich, ich befand mich in einem blauen Tunnel, schwebte durch diesen, ich fühlte mich gut, etwas kam auf mich zu, drückte mich ins blaue Wasser, der nachtblaue Himmel über mir, was war das für ein wunderschönes leuchtendes Blau. Sterne glitzerten und funkelten und mich durchdrang ein Schütteln, eine Spannung, eine Entspannung, ein befreiendes Gefühl, wohlig warm, schön, harmonisch. Als ich aus dem Blau herauskam, lag Tobi auf mir, küsste mich, rollte sich auf die Seite, meine Shorts lagen neben mir, ich war voller Sperma. Wir könnten duschen, schlug er vor, und stand auf, er nahm meine Hand, half mir hoch. 
Er hatte ein großes Bad mit einer riesigen Wanne, auch die Duschkabine war geräumig. Ich hatte überhaupt keine Zeit mir darüber klar zu werden, was gerade passiert war oder in diesem Moment passierte, da überfiel er mich mit sanften Küssen am gesamten Körper, saugte an meinem besten Stück, küsste es, nahm es in seinen Mund, blies mir einen. Ich ließ es geschehen, genoss es. Er säuberte mich, trocknete mich nach dem Duschen ab, dann gingen wir wieder in sein Zimmer, legten uns in sein Bett. Ich dachte nach. Nun hatte ich Alejandro betrogen, doch es war alles so schnell, so überraschend, so anders gegangen. Und es war so schön gewesen. Warum sollte ich ein schlechtes Gewissen haben?! Wie sollte ich aber das Alejandro nahebringen? Auch er musste diese Erfahrung machen! Ich nickte kurz ein. 
Als ich aufwachte, lag Tobias immer noch nackt neben mir, wach. Dies sollte mich stören, schließlich wollte ich einiges erfahren, vielleicht ein bisschen bei ihm zuhause herumschnüffeln. Doch in diesem Moment war mir das egal. Ich hatte einen tollen Abend, ja, guten Sex gehabt, ein erfreuliches Erlebnis, und dafür mochte ich ihn. Ich küsste Tobi auf die Wange, bedankte mich bei ihm, dann stand ich auf und zog mich an. Ich muss wieder zurück zu Alejandro, sagte ich, ich finde selbst hinaus. Als ich die Treppe hinunterlief, hörte ich Geräusche. Was war das? schrie ich. Tobias folgte mir, sagte, ach, wir haben eine Katze, die war das; er führte mich hinaus, küsste mich noch einmal auf den Mund, sagte Ciao. 
Ich lief zu mir nach Hause, ein Lied summend: „As long as you love me; i don´t care who you are, where you´re from, what you did, as long as...“ Dabei fühlte ich mich wie betrunken, alles-ist-toll-betrunken, nicht etwa ich-kotz-gleich-betrunken. Daheim angekommen, begrüßte mich mein Schatz an der Tür... 

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