Tel Aviv Gay Pride 2016 1/2
Eine Woche ist sie nun her, die Parade der Tel Aviv Gay Pride 2016. Wenn ich daran zurückdenke, bin ich vielleicht vor allem erleichtert. Erleichtert, dass wir keinen Terroranschlag erlebt haben während der Pride - wäre doch eine gute Gelegenheit gewesen, oder? Ein paar Tage später - nach Beginn des Ramadan - gab es ihn dann leider doch, den terroristischen Anschlag. Und zwar in Tel Aviv. Wahrscheinlich gar nicht so weit entfernt von den Orten, an denen wir marschierten. Denn es war mehr ein Marsch, ein langer Marsch, ein glücklicher Marsch - gut gelaunt waren wir, tanzten, sangen, schwenkten Fahnen, tranken, lachten. Ohne Furcht. Mit Respekt. Mit Toleranz und Achtsamkeit.
Es ist merkwürdig. Ich habe zwei Tage überlegt, ob ich etwas zu den neuen Vorkommnissen in Israel sagen soll. Doch was soll man sagen? Außer traurig über diese ganze Scheiße zu sein, die da passiert? Gibt es Lösungen? Vermutlich nicht. Verstehe ich das, was da abgeht? Nein, keineswegs! Pink washing war ein Thema. Überall Regenbogen-Flaggen neben israelischen Flaggen. Sollte das darüber hinwegtäuschen, dass der Rassismus in diesem Land all zu alltäglich ist? Ich wurde vor der Parade vom Ministerium für Tourismus interviewt. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Fühlte ich mich sicher? ich witzelte: Klar, natürlich fühle ich mich sicher, wenn ein 18jähriger süßer Junge mit einer großen Knarre neben mir steht, was sollte da passieren? Aber mal im Ernst: was hätte ich antworten sollen auf die Frage, ob ich eine Reise nach Israel empfehlen würde. Im Moment kann man da nicht mehr einreisen, oder? Weil zu unsicher. Ich verstehe dieses Land nicht. Dabei war vielleicht das der Anstoß zu dieser Reise gewesen. Etwas mehr über dieses Land zu verstehen. Warum alles so war wie es war. Nach einer Woche wusste ich noch weniger als zuvor ...
Aber zur Pride zurück: es war schön, auch wenn wir wegen der zu großen Hitze irgendwann aufgaben und nur noch am Strand lagen - mit Hoummous und Wassermelone. Hier ein paar Impressionen eines sonnigen Marsches.
Kommentare
Kommentar veröffentlichen