Meine Erlebnisse als Pädagoge (11-15)
Meine Erlebnisse als Pädagoge (11):
Ich war mal bei einem Praktikum an der gleichen Grundschule wie mein Lieblingsneffe.
In einer großen Pause sprang er um mich herum und ich sah, dass der Schnürsenkel an seinem rechten Schuh offen war. Ich bedeutete ihm mit Zeichen, dass er ihn zubinden sollte, aber er lachte nur. Ich sagte: Komm her! Und dann band ich ihn halt zu, ich bin ja schließlich ein konsequenter Pädagoge.
Am Mittag hatten wir eine Konferenz und es wurde über Maßnahmen geredet, wie man "wilde Jungs" etwas zähmen könnte. Ich war leicht irritiert (ihr wisst schon, ich denke: Kinder sind halt da, um laut und nervig zu sein, das ist ihr Job!)
Da schaut mich meine anleitende Lehrerin an und sagt: "Sie spricht von Schülern wie dem, dem du heute morgen den Schnürsenkel zugebunden hast!"
Ich lächle sie an: "Das war übrigens mein Neffe!"
Sie sagt nur: "Oh!" und schaut peinlich berührt nach vorne.
Meine Erlebnisse als Pädagoge (12):
Im Schülercafe in einer Karlsruher "Brennpunktschule" diskutierten wir, meine Kollegin und ich, darüber, was wir machen würden, wenn wir im Lotto gewinnen sollten. Ein paar Schüler/innen saßen dabei und hörten zu. Ich sagte, dass ich mir eine wunderschöne Villa mit vielen Zimmern kaufen würde und dass darin alle meine Freunde wohnen sollten. Ich beschrieb ein bisschen, was ich mir alles so vorstellte, Wellness, Schwimmbad, kleines Kino und so.
Und dann sagte ich: und ich würde jedem, den ich kenne und mag, etwas schenken. Nun beteiligten sich die Schüler/innen, wünschten sich dies und das, Nintendo whatever. Ein Schüler sagte erst einmal nichts - ich blickte ihn an und fragte: Und was ist mit dir?
Er lächelte mich an und sagte: Ich hätte gerne ein Zimmer in deiner Villa.
Meine Erlebnisse als Pädagoge (13 a):
In Karlsruhe gab es früher eine Lieblings-Ausflugs-Veranstaltung: mit der gesamten Schule in die Eislaufhalle gehen.
Ich durfte einmal mit der Schule aus Geschichte 12 hin, der liebenswerte Schüler (6.Klasse) war auch mit dabei.
Also, ich schlitterte gerade über die Eisbahn, froh, mir nicht Hals und Bein zu brechen, da sah ich diesen Schüler mit seinen Kumpels. Er streckte seine Hand aus und bedeutete mir, sie zu halten. Ich muss etwas verwirrt geschaut haben, er sagte daraufhin: Leute, wir fahren jetzt alle zusammen und halten uns an der Hand! Die anderen so: Yaaaayyyyy! Und ich so: Okaaaaayyyy!
Also, fuhren da sieben oder acht Jungs Händchen haltend Schlittschuh, der ganz rechts war etwas größer als der Rest.
Beim nächsten Mal Eislaufhalle war ich an einer anderen Hauptschule, im ärmsten Viertel von Karlsruhe. Am ersten Praktikumstag wurde mir gesagt, dass meine Kommilitonin und ich am zweiten Tag die Klassenlehrerin bei diesem Ausflug vertreten sollen. Schön und gut. Wir kannten die Schüler/innen noch nicht, erst auf dem Weg zur Eislaufhalle gaben uns die anderen Lehrer/innen zu verstehen, dass diese ungefähr Zwölfjährigen "verhaltenskreativ" waren ... Wir sahen das aber eher sportlich und dachten: davon machen wir uns ein eigenes Bild.
Es fing damit an, dass zwei Schülerinnen vor mir standen und zueinander sagten: "Nein, oder? Das ist er!" und mir es langsam dämmerte. Vor allem, als es dann hieß: "Wir haben dich damals im Freibad kennengelernt."
Vorgeschichte: Mein damaliger Freund und ich waren mit einem anderen Pärchen im Freibad gewesen, die knutschten wild herum, während sie von dem Umstehenden angegafft wurden, unter anderem von diesen zwei Mädchen. Einer der beiden sprach diese an: "Warum starrt ihr uns so an? Wollt ihr mitmachen, oder was?" Immer schön provozieren dachten mein Freund und ich und verdrehten die Augen. Aber nun begann eine Diskussion zwischen ihnen, die zur Folge hatte, dass sich die zwei Jungs mit den Mädels ganz gut verstanden und letztere entschieden, sich eine Stunde später von der Mutter abholen zu lassen. Was ich schon kurios fand.
Wieder zurück in der Schule. Ich dachte nur: OMG! Das kann ja heiter werden, so schnell wurde ich wahrscheinlich auch noch nie an einer Schule geoutet. Und dann auch noch in einer Klasse, vor der ich gewarnt wurde ...
Meine Erlebnisse als Pädagoge (13 c):
Nun waren wir also in dieser Eislaufhalle mit der nicht ganz einfachen Klasse, doch meine Praktikumskollegin und ich dachten: wir machen unsere eigenen Erfahrungen mit ihnen, lernen sie alle erst einmal kennen. Also befassten wir uns mit jedem / jeder von ihnen ...
Ich entdeckte einen Jungen, der total souverän über das Eis flitzte und Pirouetten drehte, lobte ihn dafür und fragte ihn, warum er das so gut könne. Er freute sich natürlich sehr und versuchte daraufhin, mir ein paar "Tricks" beizubringen - verlorene Liebesmüh bei mir!
Auf dem Rückweg zur Schule fragte er, ob wir mal wieder zusammen Eislaufen gehen könnten, es habe so Spaß gemacht. Ich antwortete: Ja, sicher. Dann wollte er meine Nummer haben. DAS irritierte mich natürlich sehr, überrumpelt gab ich sie ihm und hoffte, dass er sich niemals melden würde ...
Meine Erlebnisse als Pädagoge (14):
Nun war ich an dieser Schule mit den schwierigen Schülern und musste gelegentlich schlucken, aber insgesamt lief es super und ich wurde sogar zum Sommerfest eingeladen (samstags nach dem Praktikum).
Ich stand bei einem fünfzehnjährigen Schüler, der offensichtlich als der attraktivste Junge an der Schule galt, und ein paar Mädchen quatschten ihn an. Er wurde gefragt, ob er eine Freundin habe. Er sagte ganz ruhig: "Nein, habe ich nicht." Dann schielte er mich von der Seite an und sagte: "Aber ich bin trotzdem vergeben." Er legte seinen Arm um mich und ich schaute ihn äußerst verwirrt und übertölpelt an und fragte: "Ähm, wie meinst du das?"
Er blickte mir in die Augen, lächelte breit und meinte: "Du weißt genau, was ich meine."
Die Mädchen schauten uns verwirrt an und ich musste laut auflachen. Es wurde ein lustiges Sommerfest, irgendwie.
Meine Erlebnisse als Pädagoge (15):
Ein Schüler fügte mich damals auf SchülerVZ hinzu, eine weitere Schülerin tat mich in die Gruppe "Berlin Studienfahrt". Dort schrieb jemand: "Ich nehme zwei Flaschen Vodka Red mit. Und ihr so?" Ich schrieb darunter: "Ihr Vögel, ich kann hier mitlesen - und bin eure Betreuungsperson." Haha. Schwach antwortete jemand: "Das war doch nur ein Scherz!"
Als ich dann meine erste Kontrolle im Hostel machte, wechselte eines der Mädchen gerade die Bettwäsche. Auf dem Spannbetttuch war ein gut sichtbarer roter Fleck. Vodka Red, würde ich mal vermuten. „wink“-Emoticon Ich sagte: "Aha, da ist schon etwas Alkohol ausgelaufen, was?" Die Erwiderung war: "Ne, ne, das war von den Vorgängern. Wir haben doch keinen Alkohol dabei!" Ob ich das glaubte?
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