Keine Kommunikation für einen Tag - als neues "Ritual"


Rituale. Ein mittlerweile nicht mehr ganz so trendiges Wort wie noch vor zwei drei Jahren. Rituale brauchen wir in unserem Leben. Rituale, die uns das Leben in einer sich immer rasanter verändernden Welt vereinfachen. Rituale sind etwas Regelmäßiges, etwas, das Sicherheit gibt, worüber man nicht nachdenken muss, sondern irgendwann automatisch macht. Man muss nicht immer wieder neu darüber nachdenken, sondern macht es immer wieder, fühlt sich geborgen, weiß, was es tut. 
Das häufigste Problem im modernen Leben: Überforderung. Ja, diese Überforderung führt häufig zum Ausbrennen, bis hin zum waschechten "Burn-out", der uns ganz zum Erlahmen bringt. Erschöpfung, ein Phänomen, das immer mehr Menschen kennen in einer Welt, in der es immer eine Option, etwas zu tun gibt. In einer Welt, in der wir dauer-erreichbar sein müssen, ständig Emails, Whatsapp-, Facebook- oder Twitter-Nachrichten beantworten, in denen wir permanent auf unsere Smartphones, Tablets und Laptops schauen. Ein Overflow. Wann haben wir einmal Zeit nur für uns und unsere Gedanken? Ich sehe Leute, die im Saunabereich auf ihr Smartphone blicken, manche telefonieren sogar (was ich besonders ärgerlich finde, ist es doch eine "Ruhezone"), schreiben aufgeregt Nachrichten. Verlernen wir nach und nach das Abschalten?
Ich merke es auch an mir. In den letzten Monaten quälten mich vermehrt Erschöpfungszustände. Ständig hatte ich im Kopf: Hm, dem musst du noch benachrichtigen, hm, die wollte ich noch anrufen, hm, das muss ich noch schreiben oder verbloggen. Aber immer öfter auch dieses: Ich will nicht mehr, ich will meine Ruhe, und zwar vollständig, ich will nichts mehr von all dem wissen, nicht noch einen Artikel über die Buchbranche oder über politische Ereignisse lesen und kommentieren.
Dann gab es letztens den ersten Tag für mich ganz ohne Kommunikation mit dem Außen, also weder Social Media, noch Telefon, noch Emails oder sonstwas. Ein Tag für mich, ein Tag, ohne mit irgendwem etwas abzusprechen, gemeinsam zu organisieren - einfach nur für mich sein, machen, was ich Bock habe. Das war an meinem Namenstag am 7.1. Ausgerechnet an dem Tag, an dem das Attentat in Paris bei der Zeitschrift Charlie Hebdo passierte. Ich kriegte alles am nächsten Tag erst mit ...
Dieser Tag tat mir gut, sehr gut sogar. Ich konnte sehr viel besser abschalten als sonst. Selbst wenn man einen Tag versucht, privat zu sein, nichts Berufliches zu machen, wird man durch Leute daran erinnert, oder kriegt geschäftliche Mails, die man ja unbedingt sofort beantworten muss. Kriege ich es nicht mit, weil ich den Flugmodus anschalten, kann ich auch nicht sofort reagieren. Punkt aus! Und das muss jedem Menschen wenigstens einen Tag lang gestattet sein! So versuche ich jetzt regelmäßig mal einen Tag zu finden, an dem ich das tun kann, ohne das "die Welt untergeht" - die geht sowieso niemals unter wegen mir. So wichtig bin ich nicht und werde ich niemals sein. Und das ist auch gut so! :-) Diese "Ruhe-Insel" ist notwendig, ist wie ein Kurzurlaub, wie ein Tag am Meer, oder an einem schönen großen Fluss wie der Tejo in Lissabon (siehe Bild). 
Dieses Mal ist dies also der kommende Montag, auf den ich mich sehr freue! Also, wer mich da versucht zu erreichen: Sorry, aber keine Kommunikation für einen Tag! :-)

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