Liebesgeschichte in 11 Liedern - Teil 10
Lied 10: Enya – Evening Falls
Ich saß an Gleis 2, am Flughafen Stuttgart. Es fuhr seit einer Stunde keine Straßenbahn, wegen technischer Störungen in der Oberleitung in sonst wo. Deprimierend. Ich verpasste gerade sämtliche Bahnen, die mich an mein Ziel Frankfurt bringen könnten. Wäre ich nur in Madrid geblieben. So eine Scheiße! Ich bin in Deutschland und habe Heimweh. Nicht nach Frankfurt, nicht nach Karlsruhe. Sondern nach Madrid. Ich hatte ein Bauchgrummeln. Ich wollte nicht. Ich wollte zurück. Heimweh. Nach João. Nach Tom?
Im Flugzeug musste ich weinen. Ich hatte ein Manuskript gelesen, das ich lektorieren musste, eine Liebesgeschichte, eine romantische Szene kurz vor Schluss, ein Abschied. Ich weinte. Mann, ich bin so loco. Ich fühlte mich erschöpft, in der Seele krank. Ich wusste, dass ich die nächsten Tage nicht so weitermachen konnte. Nicht am nächsten Tag arbeiten, nicht den Alltag leben. Ich fuhr an den Bahnhof nach Stuttgart, mit einem Haufen unleidlicher Menschen, die nach Hause wollten. Dort merke ich, dass ich in irgendeinem Nest mehrere Stunden festsitzen würde. Ich fuhr nach Karlsruhe, zu Fabian, dort schlafen, am nächsten Morgen mit ihm nach Heidelberg. Ich konnte die ganze Nacht nicht einschlafen.
Ich dachte nachts so oft an Gedichte, an Lieder von Enya, an „Evening Falls“, fühlte mich melancholisch, aber gut. Besonders. Nachts. Ideen. Einsamkeit. Trauer. Ich brauchte Trauer. Nur warum? Ich fühle mich, wenn ich traurig bin. Ich fühle mich, wenn ich Liebeskummer habe. Ich fühle mich, wenn ich Dramen durchlebe. Ich lebte. Ich lebte, wenn ich João nachtrauerte. Am nächsten Morgen ging es nach Heidelberg, mit Fabian reden. Dann in Heidelberg wollte ich Gloria treffen. Das erste Mal seit einem Dreivierteljahr. Ihr Schwarm würde am nächsten Morgen nach Neuseeland reisen. Sie war nervös, ängstlich. Ich konnte sie so gut verstehen. Tom in Madrid. Heimat. Ich hatte mich krank gemeldet. Ich kam letztendlich spät abends nach Hause. Erschöpft. Endlich schlafen. Mein letzter Gedanke galt João.
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