Die stutenbissigen Platzhirsche liegen que(e)r

Es gibt da so eine Szene, die "quer" ist, und ganz viel für die Genderbewegung gemacht hat. Oder so. ;-) Das war ein schöner Lacher, für den Ruthard Stäblein vom Hessischen Rundfunk bei der Veranstaltung des Studienganges Buch- und Medienpraxis der Goethe-Universität Frankfurt gesorgt hat. Glatt mal ein E bei "queer" weggelassen. Vielleicht waren so kleine Fehlerchen und andere kleine Desaster seiner kurzen Vorbereitungszeit geschuldet - er musste Gregor Steinbrenner kurzfristig ersetzen. Eine schwierige Aufgabe für ihn, vor allem, da er alleine umringt von drei Frauen saß, die a) sehr klug waren und b) nicht so recht wussten, was sie mit seinen "provokanten" Inputs anfangen sollten. Gelegentlich hatte man bei Dr. Julia Voss oder bei Prof. Dr. Sibylla Flügge den Eindruck, dass sie innerlich die Augen verdrehen und sich woanders hinwünschen. Letztere brachte 


 die Studierende, die nach Aino Kelle vom Holzhausenschlösschen, die einführenden Worte sprach, mit einem kleinen Einwurf "Warum nicht?!" völlig aus dem Konzept. Symptomatisch für das nette Beisammensitzen, das daraufhin folgte, keinem tat es weh, keinen brachte es weiter. Bezeichnend auch, dass am Ende Barbara Bingel nachfragte, wie es zu der Auswahl der Thematik kam, man habe sich ja etwas dabei gedacht. So richtig konnte keine/r von den Studierenden darauf eine Antwort geben, auch die Podiumsgäste schienen nicht so recht zu wissen, was das alles soll, und der Moderator meinte am Ende nur, dass er sich bei Hanne Kulessa für diesen Abend zu revanchieren wissen werde - die hat ihn wohl in einer


spontanen Aktion davon überzeugen können, anstatt Gregor Steinbrenner - den ich unbedingt sehen wollte - den "Quotenmann" zu spielen. Wieso war bei so einem Thema eigentlich kein Platzhirsch mit dabei? Ein Mann, der gegen "Quotenfrauen" ist, der die weiblichen Podiumsgäste sanft belächelt, wenn sie etwas über die Benachteiligung von Frauen auf dem Arbeitsmarkt erzählen. Jemand, der im Stile eines Strauss-Kahn auf sie hinunterblickt und der Diskussion Dampf macht. Nun musste Ruthard Stäblein diese Aufgabe übernehmen, eine Rolle, die sich eines Moderators - es sei denn er heißt Michel Friedmann - nicht geziemt. Und es ist ihm ja auch nicht gelungen. Dieses merkwürdige Ungleichgewicht verhinderte eine spannende Diskussion. Ganz von der Fragestellung abgesehen, denn die drängte die Protagonist_innen dazu, ständig Verallgemeinerungen von sich geben zu müssen, so ist eben das Thema. Julia Voss von der FAZ war dann die einzige, die regelmäßig davor warnte, die beiden  Geschlechter und die Konflikte und Schwierigkeiten, die es im Arbeitsleben gibt, zu sehr zu psychologisieren, schließlich gebe es ganz andere Kampflinien, die soziale Hierarchie zum Beispiel, die Altershierarchie und ähnliches. Was sind nun weibliche Strategien, wer ist nun teamfähiger. Es gab am Ende des Abends keine Antworten, und sie gibt es generell nicht. Doch eine Sache bemerkten wir in den Gesprächen nach der Veranstaltung: so sehr wir den Ausführungen zustimmten, die dieses Mann-Frau-Ding nervig findet und dass sich das mit der nächsten Generation auflösen werde - dabei missachtet sie die Erfolge eines Mario Barth, der große Stadien vollkriegt, mit einem Programm, dass eben dieses Mann-Frau-Ding bis zum Gehtnichtmehr ausschlachtet. Da wird es den Einwand geben, dass er sich nur darüber lustig macht und dass die Leute da hingehen, darüber lachen und über solchem Schwachsinn stehen. Tun sie nicht. Die Besucher_inner dieser Veranstaltungen klopfen sich auf den Schenkel und sagen: Haha, ja genau so ist es, und fühlen sich bestätigt. Nein, es ist kein Armutszeugnis eines Mario Barth, sondern ein Armutszeugnis unserer deutschen Gesellschaft, dass so ein Mann einen solchen Erfolg hat. Es ist ein Armutszeugnis für Deutschland, dass hier Menschen das witzig finden, was er von sich gibt. Denn es ist nicht witzig, nicht komisch! Die Klischees, die ein Stäblein brachte, waren nicht von ihm, er benutzte welche, die virulent in den Köpfen der meisten Menschen sind. Dieses Frau-Mann-Dings ist noch längst nicht überholt, im Gegenteil, trotz queerer Szene, die so vieles tut, um dieses zu verändern. 
Jetzt habe ich sehr viel auf diese Veranstaltung geschimpft, die doch insgesamt sehr nett war, das Holzhausenschlösschen ist sehr angenehm, und naja, die Studierenden hatten dieses Semester einfach sehr wenig Zeit. DAS muss man ihnen schon zugute halten. Und dass der Moderator UND ein Podiumsgast kurzfristig absagen - ist schon ein schweres Los. Aber das wichtigste ist: Daraus zu lernen. :-)))) Sagte der Großvater am Ende...

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