Romeos von Sabine Bernardi
Heute beginnt das spannende, oberinteressante exground-Festival in Wiesbaden. Dabei werden zwei ganz besondere Filme gezeigt, die ich bereits gesehen habe. "Romeos" und "Stadt Land Fluss" (hier ebenfalls rezensiert).
Der Film „Romeos“ der Regisseurin und Drehbuchautorin Sabine Bernardi ist eine Kooperation des jungen Kölner Startup-Unternehmens, der Produktionsfirma Boogiefilm, und dem Kleinen Fernsehspiel des ZDF. Er handelt von einem jungen Transgender namens Lukas und seinen Erlebnissen in der Großstadt Köln. Aus der Provinz gekommen wird er bei seiner FSJ-Stelle erst einmal ins Mädchen- anstatt ins Zivi-Wohnheim gesteckt, schließlich ist er offiziell noch Miriam. Lukas möchte da nicht sein. Selbst als er seine ehemalige beste Freundin Ine dort antrifft, verändert sich sein Ansinnen nicht. Selbst alltägliche Verrichtungen wie Duschen (in Wohnheimen ja häufig gemeinsam mit anderen) oder das Baden im See sind recht abenteuerlich für ihn.
Lukas ist ein „Transmann“, als Miriam geboren, fühlt er sich so, als sei er im falschen Körper, und sehr viel lieber ein Mann anstatt einer Frau. Das Wort transsexuell verwenden Betroffene wie Lukas meist nicht, um zu verhindern, dass die Gesellschaft ihr Problem als sexuelles ansieht. In Wahrheit handelt es sich um eine Identitätsproblematik. Wie schwer es für Lukas ist, in diesem so freizügigen und vermeintlich offenen Köln in dieser Lebensphase zu bestehen, wird ihm und dem Zuschauer schon sehr bald deutlich, übrigens in einer sehr kuriosen Badszene... Er nimmt zwar Testosteron und versucht mit viel Hanteltraining seinen Körper zu formen, doch seine weiblichen Attribute sind durchaus vorhanden. Und diese hindern ihn daran, körperliche Nähe aufzubauen, enn das würde ihn auffliegen lassen. Er sehnt sich jedoch nach körperlicher Nähe. Unglücklicherweise hat er sich dafür den gut gebauten, sehr attraktiven Südländer Fabio, der ganz augenscheinlich ein Macho ist, ausersehen.
Das hört sich vielleicht erst einmal gar nicht so aufregend und vielleicht sogar klischeehaft an, ist es jedoch bei Weitem nicht. Susanne Bernardi hatte in der Vergangenheit bereits einen sechzigminütigen Dokumentarfilm zum Thema Transgender gedreht und hatte das Ziel dieses Thema in einen gleichsam sensiblen wie lustigen Spielfilm umzuwandeln, welcher hinter die Paradiesvogel-Fassade blicken wollte. Dies war ein langwieriger Prozess. 2007 gab es die erste Version des Drehbuchs, das im gleichen Jahr den Kölner Drehbuchpreis erhielt. Zwei weitere Jahre benötigte es, um die sehr authentische und kurzweilige letzte Fassung zu erarbeiten.
Auch das Casting für die Hauptrolle war eine langwierige Sache, drei Monate suchte man nach Rick Okon, der den zwanzigjährigen Lukas brillant darstellen konnte. Er hatte sich zuvor sehr viel Zeit genommen, sich in das Thema einzulesen, mit Transgendern zu reden und zu versuchen, ihre Gefühle und Gedanken zu verstehen. Dies ist ihm tatsächlich bis ins kleinste Detail gelungen. Der Zuschauer litt mit ihm, regte sich über ihn auf, freute sich mit ihm. Die weiteren Hauptrollen werden von jungen, wenig erfahrenen Schauspielern verkörpert, Ine alias Liv Lisa Fries hat unter anderem in "Die Welle" mitgewirkt und Fabio alias Maximilian Befort in "Bibi Blocksberg - Der Film". Auch sie zeigen bemerkenswert viel Gespür für ihre Rollen und die Geschichte.
Bei der Stoffentwicklung schauten sich die Macher des Films „Transamerica“ und „Fucking Amal“ an und ließen sich davon inspirieren. Das tat dem Film ebenso gut wie das in jedem Bild das Anderthalbfache der Lichtstärke eines normalen Fernsehfilms eingesetzt wurde. Hintergrund davon ist, dass man eine Sommerkomödie mit flirrender Helligkeit, Sonne, Haut und Schweiß drehen wollte, was auf jeden Fall gelungen ist. Sabine Bernardi und ihrem Team, den Produzentinnen Janna Velber und Kristina Löbbert, der Zuständigen für das Casting Iris Baumüller usw. ist ein Film gelungen, der Spaß macht und einen gleichzeitig noch nachhaltig beschäftigt. Ein deutscher Film, der ganz sicher mit den amerikanischen Indie-Filmen wie zum Beispiel dem thematisch ähnlichen „Boys don´t cry“ sicherlich mithalten kann.
Der Bundesstart des Filmes ist der 8.12. Beim exground-Festival läuft er schon am 12.11. um 20 Uhr im Murnau Filmtheater. Stadt Land Fluss läuft am 15.11. um 17.30 Uhr in der Caligari Filmbühne.
Der Film „Romeos“ der Regisseurin und Drehbuchautorin Sabine Bernardi ist eine Kooperation des jungen Kölner Startup-Unternehmens, der Produktionsfirma Boogiefilm, und dem Kleinen Fernsehspiel des ZDF. Er handelt von einem jungen Transgender namens Lukas und seinen Erlebnissen in der Großstadt Köln. Aus der Provinz gekommen wird er bei seiner FSJ-Stelle erst einmal ins Mädchen- anstatt ins Zivi-Wohnheim gesteckt, schließlich ist er offiziell noch Miriam. Lukas möchte da nicht sein. Selbst als er seine ehemalige beste Freundin Ine dort antrifft, verändert sich sein Ansinnen nicht. Selbst alltägliche Verrichtungen wie Duschen (in Wohnheimen ja häufig gemeinsam mit anderen) oder das Baden im See sind recht abenteuerlich für ihn.
Lukas ist ein „Transmann“, als Miriam geboren, fühlt er sich so, als sei er im falschen Körper, und sehr viel lieber ein Mann anstatt einer Frau. Das Wort transsexuell verwenden Betroffene wie Lukas meist nicht, um zu verhindern, dass die Gesellschaft ihr Problem als sexuelles ansieht. In Wahrheit handelt es sich um eine Identitätsproblematik. Wie schwer es für Lukas ist, in diesem so freizügigen und vermeintlich offenen Köln in dieser Lebensphase zu bestehen, wird ihm und dem Zuschauer schon sehr bald deutlich, übrigens in einer sehr kuriosen Badszene... Er nimmt zwar Testosteron und versucht mit viel Hanteltraining seinen Körper zu formen, doch seine weiblichen Attribute sind durchaus vorhanden. Und diese hindern ihn daran, körperliche Nähe aufzubauen, enn das würde ihn auffliegen lassen. Er sehnt sich jedoch nach körperlicher Nähe. Unglücklicherweise hat er sich dafür den gut gebauten, sehr attraktiven Südländer Fabio, der ganz augenscheinlich ein Macho ist, ausersehen.
Das hört sich vielleicht erst einmal gar nicht so aufregend und vielleicht sogar klischeehaft an, ist es jedoch bei Weitem nicht. Susanne Bernardi hatte in der Vergangenheit bereits einen sechzigminütigen Dokumentarfilm zum Thema Transgender gedreht und hatte das Ziel dieses Thema in einen gleichsam sensiblen wie lustigen Spielfilm umzuwandeln, welcher hinter die Paradiesvogel-Fassade blicken wollte. Dies war ein langwieriger Prozess. 2007 gab es die erste Version des Drehbuchs, das im gleichen Jahr den Kölner Drehbuchpreis erhielt. Zwei weitere Jahre benötigte es, um die sehr authentische und kurzweilige letzte Fassung zu erarbeiten.
Auch das Casting für die Hauptrolle war eine langwierige Sache, drei Monate suchte man nach Rick Okon, der den zwanzigjährigen Lukas brillant darstellen konnte. Er hatte sich zuvor sehr viel Zeit genommen, sich in das Thema einzulesen, mit Transgendern zu reden und zu versuchen, ihre Gefühle und Gedanken zu verstehen. Dies ist ihm tatsächlich bis ins kleinste Detail gelungen. Der Zuschauer litt mit ihm, regte sich über ihn auf, freute sich mit ihm. Die weiteren Hauptrollen werden von jungen, wenig erfahrenen Schauspielern verkörpert, Ine alias Liv Lisa Fries hat unter anderem in "Die Welle" mitgewirkt und Fabio alias Maximilian Befort in "Bibi Blocksberg - Der Film". Auch sie zeigen bemerkenswert viel Gespür für ihre Rollen und die Geschichte.
Bei der Stoffentwicklung schauten sich die Macher des Films „Transamerica“ und „Fucking Amal“ an und ließen sich davon inspirieren. Das tat dem Film ebenso gut wie das in jedem Bild das Anderthalbfache der Lichtstärke eines normalen Fernsehfilms eingesetzt wurde. Hintergrund davon ist, dass man eine Sommerkomödie mit flirrender Helligkeit, Sonne, Haut und Schweiß drehen wollte, was auf jeden Fall gelungen ist. Sabine Bernardi und ihrem Team, den Produzentinnen Janna Velber und Kristina Löbbert, der Zuständigen für das Casting Iris Baumüller usw. ist ein Film gelungen, der Spaß macht und einen gleichzeitig noch nachhaltig beschäftigt. Ein deutscher Film, der ganz sicher mit den amerikanischen Indie-Filmen wie zum Beispiel dem thematisch ähnlichen „Boys don´t cry“ sicherlich mithalten kann.
Der Bundesstart des Filmes ist der 8.12. Beim exground-Festival läuft er schon am 12.11. um 20 Uhr im Murnau Filmtheater. Stadt Land Fluss läuft am 15.11. um 17.30 Uhr in der Caligari Filmbühne.
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