Scham in the Apollon
Nein, nicht die griechische, die türkische möchte ich haben, die TÜRKISCHE, Alda, die türkische, die neben der griechischen steht, arggghhhh. Mit meinem besten Freund Metin hatten wir früher im McDonald´s immer die Anzahl der türkischen bzw. griechischen Servicekräfte notiert, es war nur Makulatur, die Türken waren in der Übermacht. Nun stehe ich alleine hier, lese die beiden Namensschildchen der beiden Damen und ich favorisiere diejenige von den beiden, die türkischer Herkunft ist.
Sie tragen alle Brillen in diesem Laden, ist ja klar, das muss so sein, das wundert niemanden. Diese Frau, die neben mir steht, hat eine randlose Brille, ist stark geschminkt, etwas zu bunt vielleicht, beim Lächeln hat sie Grübchen, doch das ändert nichts an der Tatsache, dass sie die Falsche ist, die, die mich nicht bedienen sollte. Ich kann ihr Namensschild sehen, sie weiß meinen Namen noch nicht. Sie kann es mir nicht ansehen, sie spürt nichts. Doch ich weiß Bescheid, und ich beginne zu schwitzen. Heiß und kalt ist mir. Denn ich weiß, was nun kommt. Sie noch nicht. Wie kann ich Ihnen helfen, fragt sie noch unschuldig und dienstbeflissen. Wie wohl? denke ich mir, du dunkelhaarige griechische Schönheit, du sollst mir eine Brille verkaufen. Ach ja, und Sie haben sich schon eine ausgesucht? Ja, zum Glück, denke ich, sonst wäre das alles noch sehr viel schlimmer. Ich fühle mich so schon sehr unwohl. Sie weiß nicht, was passieren wird, denn wenn sie es wüsste, wäre sie bereits gut gelaunter, etwas angestrengter, nicht so gleichgültig, wie sie gerade noch tut. Ich halte es kaum noch aus. Sie fragt mich etwas, ich gebe ihr keine Antwort, bin in Gedanken. So schaut sie mich irritiert an. Ja, entspiegelt und so, wie die Brille zuvor, die gleiche Marke bei den Gläsern, ist recht. Wieso ich so gleichgültig bin, fragt sie sich sicherlich. Doch ich bin nur aufgeregt, weiß ja bereits was passieren wird. Sie schaut mich an, ich war wieder weggetreten, hatte keine Antwort gegeben. Sie mustert mich, fragt sich, was los ist. Es ist nun wie ein Spiel zwischen uns beiden. Herausfinden, was in dem anderen vorgeht, versuchen die Blicke zu deuten, etwas darin zu lesen. Doch ich bin ein Po-po-po-kerface. Und ich weiß mehr als sie. Sie wiederholt die Frage. Wie ich heiße. Ich nenne meinen Namen.
Ja, und jetzt, jetzt, genau jetzt, passiert das Unvermeidliche, das, worum es sich die letzten Minuten drehte, was sie nicht wusste, ich allerdings schon lange erahnte, wusste, und was ich verhindern wollte. Ich hatte es doch gesagt: Sie ist die Falsche, ich wollte die türkische! Nun redet sie griechisch mit mir, fließend, erbarmungslos möchte ich es nennen, denn ich komme nicht mehr mit, denn diese Optiker-Begriffe kenne ich nicht. Die Wörter "Auge" und "Brille" verstehe ich ja noch, aber die Fachbegriffe, nein, da muss ich passen. So sage ich ihr nach ihren ersten drei Sätzen, von denen ich die Hälfte verstanden habe, dass sie doch bitte ins Deutsche switchen möge, was sie auch tut, allerdings eher unzufrieden. Als sie meinen genervten Blick auffängt, entspinnt sich nun genau das, was ich vorhergesehen hatte, schon, als ich sie da neben der türkischen Optik-Tussi stehen sah: Sie wird mir vorwerfen, nicht gescheit Griechisch zu sprechen, mich zu sehr integriert, ja, angepasst, assimiliert zu haben. Undsoweiter. Wieso bin ich nur ausgerechnet heute zum Brillenkaufen hergekommen, frage ich mich, und möchte nur noch fortfortfort. Doch zu spät, zu spät, verdammt. Und jetzt sitze ich da, mit der beleidigten Frau, die weiterhin Monologe hält, wieso sie es für wichtig hält, unsere gemeinsame Sprache (wie bitte?!) zu hegen und zu pflegen, wie schön es sei, Gleichgesinnte kennenzulernen, sprich: andere Menschen griechischer Herkunft, und dass das doch nicht das gleiche sei wie mit den Deutschen, das könne ich ja schließlich nicht im Ernst denken. Und ich schwitze umso mehr, fühle mich ganz unangenehm schlecht und frage mich, wie lange dieses Gespräch noch dauern kann, wie ich ihr ihr Maul stopfen könnte, und dass ich gleich diese teure Brille gar nicht kaufe, nur um dieser vollbusigen Frau zu entkommen. Ja, und langsam, langsam beginne ich mich zu schämen, und denke: Ja, könnte ich nur perfekt griechisch, dann hätte ich gescheit antworten können, immer schön jaja nicken können, auf schüchtern machen, ein bisschen mit den Augen zwinkern und dann hätte es eine nicht ganz so lange "Standpauke" gegeben. Ich wusste das gleich und deswegen wollte ich die türkische haben. Ich gehe nie wieder in diesen Apollon...
Sie tragen alle Brillen in diesem Laden, ist ja klar, das muss so sein, das wundert niemanden. Diese Frau, die neben mir steht, hat eine randlose Brille, ist stark geschminkt, etwas zu bunt vielleicht, beim Lächeln hat sie Grübchen, doch das ändert nichts an der Tatsache, dass sie die Falsche ist, die, die mich nicht bedienen sollte. Ich kann ihr Namensschild sehen, sie weiß meinen Namen noch nicht. Sie kann es mir nicht ansehen, sie spürt nichts. Doch ich weiß Bescheid, und ich beginne zu schwitzen. Heiß und kalt ist mir. Denn ich weiß, was nun kommt. Sie noch nicht. Wie kann ich Ihnen helfen, fragt sie noch unschuldig und dienstbeflissen. Wie wohl? denke ich mir, du dunkelhaarige griechische Schönheit, du sollst mir eine Brille verkaufen. Ach ja, und Sie haben sich schon eine ausgesucht? Ja, zum Glück, denke ich, sonst wäre das alles noch sehr viel schlimmer. Ich fühle mich so schon sehr unwohl. Sie weiß nicht, was passieren wird, denn wenn sie es wüsste, wäre sie bereits gut gelaunter, etwas angestrengter, nicht so gleichgültig, wie sie gerade noch tut. Ich halte es kaum noch aus. Sie fragt mich etwas, ich gebe ihr keine Antwort, bin in Gedanken. So schaut sie mich irritiert an. Ja, entspiegelt und so, wie die Brille zuvor, die gleiche Marke bei den Gläsern, ist recht. Wieso ich so gleichgültig bin, fragt sie sich sicherlich. Doch ich bin nur aufgeregt, weiß ja bereits was passieren wird. Sie schaut mich an, ich war wieder weggetreten, hatte keine Antwort gegeben. Sie mustert mich, fragt sich, was los ist. Es ist nun wie ein Spiel zwischen uns beiden. Herausfinden, was in dem anderen vorgeht, versuchen die Blicke zu deuten, etwas darin zu lesen. Doch ich bin ein Po-po-po-kerface. Und ich weiß mehr als sie. Sie wiederholt die Frage. Wie ich heiße. Ich nenne meinen Namen.
Ja, und jetzt, jetzt, genau jetzt, passiert das Unvermeidliche, das, worum es sich die letzten Minuten drehte, was sie nicht wusste, ich allerdings schon lange erahnte, wusste, und was ich verhindern wollte. Ich hatte es doch gesagt: Sie ist die Falsche, ich wollte die türkische! Nun redet sie griechisch mit mir, fließend, erbarmungslos möchte ich es nennen, denn ich komme nicht mehr mit, denn diese Optiker-Begriffe kenne ich nicht. Die Wörter "Auge" und "Brille" verstehe ich ja noch, aber die Fachbegriffe, nein, da muss ich passen. So sage ich ihr nach ihren ersten drei Sätzen, von denen ich die Hälfte verstanden habe, dass sie doch bitte ins Deutsche switchen möge, was sie auch tut, allerdings eher unzufrieden. Als sie meinen genervten Blick auffängt, entspinnt sich nun genau das, was ich vorhergesehen hatte, schon, als ich sie da neben der türkischen Optik-Tussi stehen sah: Sie wird mir vorwerfen, nicht gescheit Griechisch zu sprechen, mich zu sehr integriert, ja, angepasst, assimiliert zu haben. Undsoweiter. Wieso bin ich nur ausgerechnet heute zum Brillenkaufen hergekommen, frage ich mich, und möchte nur noch fortfortfort. Doch zu spät, zu spät, verdammt. Und jetzt sitze ich da, mit der beleidigten Frau, die weiterhin Monologe hält, wieso sie es für wichtig hält, unsere gemeinsame Sprache (wie bitte?!) zu hegen und zu pflegen, wie schön es sei, Gleichgesinnte kennenzulernen, sprich: andere Menschen griechischer Herkunft, und dass das doch nicht das gleiche sei wie mit den Deutschen, das könne ich ja schließlich nicht im Ernst denken. Und ich schwitze umso mehr, fühle mich ganz unangenehm schlecht und frage mich, wie lange dieses Gespräch noch dauern kann, wie ich ihr ihr Maul stopfen könnte, und dass ich gleich diese teure Brille gar nicht kaufe, nur um dieser vollbusigen Frau zu entkommen. Ja, und langsam, langsam beginne ich mich zu schämen, und denke: Ja, könnte ich nur perfekt griechisch, dann hätte ich gescheit antworten können, immer schön jaja nicken können, auf schüchtern machen, ein bisschen mit den Augen zwinkern und dann hätte es eine nicht ganz so lange "Standpauke" gegeben. Ich wusste das gleich und deswegen wollte ich die türkische haben. Ich gehe nie wieder in diesen Apollon...
Kommentare
Kommentar veröffentlichen