I Killed My Mother

Ins Kino kann man alleine, man schaut ja sowieso einen Film und redet nicht, ich verstehe die ganzen Leute nicht, die dann doch nicht ins Kino gehen, weil sie niemand begleitet, ich gehe ja des Films wegen und nicht weil ich Lust auf lustige Interaktion mit anderen habe - dann gehe ich lieber auf eine Party, zu Ausstellungseröffnungen oder in eine Kneipe. 


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Und bei "I Killed My Mother", dem Erstling von Xavier Dolan, bereue ich es nicht, trotz der Absage der anderen den Film alleine angeschaut zu haben. Ich höre es natürlich leise neben mir wispern, ach, was, nicht leise wispern, alle schreien es gerade wieder heraus: JAAAAAA, du bist schon wieder wegen der kleinen, hübschen Jungs hin. Tze! Der Kanadier Xavier Dolan ist Jahrgang 1989 und "I Killed My Mother" sein erster Film, zu dem er das Drehbuch schrieb, den er als Regisseur inszenierte und auch als Hauptperson fungierte. Faszinierend. Er schrieb das Drehbuch mit 16, da versemmeln andere gerade ihren Realschulabschluss, glauben, dass die DSDS-Finalisten die größten Künstler auf Gottes Erden sind und popeln sich in der Nase. Der Inhalt des Films ist kurz erzählt: ein sechzehnjähriger Junge erzählt von seinem sehr neurotischen und obsessiven Verhältnis zu seiner Mutter, mit all den krassen Dialogen und Konsequenzen, die daraus folgen.
Ich sitze gebannt in der letzten Reihe des Kinos (ich musste zwei Plätze weiterrutschen, weil sich ausgerechnet vor mich die einzigen zwei Riesen setzen mussten und ich die Untertitel nicht mehr lesen konnte) und überlege, ob ich den Film gut finde. Manche Einstellungen erinnern stark an Filme von Wong Kar-Wai, nein, das ist nicht negativ gemeint, abgekupfert hat er nicht, und bedenken wir noch einmal: Er drehte den Film mit 19! Diese Einstellungen gefallen mir sehr, kleine erträumte Szenen, kleine Taschenspieler-Tricks, sehr liebevoll, sehr kreativ. Nein, was mich gelegentlich abtörnt ist, dass es doch manchmal zu viel ist, zu viel des Mutterhasses, durchaus realistisch, echt, authentisch, auch wenn ich das zum Glück nie erleben musste, aber mir ist es zu viel. Ich ertrage seine Aggressionen nicht, seine lauten Worte, umso mehr vielleicht, weil ich Schreien und aggressive Kommunikation nicht mit Familie zusammendenke, aber das ist natürlich etwas Subjektives. 
Vielleicht passt nicht alles zusammen in diesem Film, das mag sein, das interessiert aber auch nicht großartig, nicht umsonst gewann der Film mehrere Preise, wurde sogar als Kanadas Beitrag für den besten ausländischen Film bei der Oscar-Verleihung eingereicht. Ganz sicher nicht zu unrecht, aber man mag sich kaum vorstellen, wie die Filme des Xavier Dolan sein werden, wenn er etwas welterfahrener ist... 
Der Jugendliche in den Film - Hubert - hasst seine Mutter und doch würde er jeden umbringen, der ihr etwas antun würde. Sie ringt einerseits um seine Liebe, ist andererseits unfähig, ihre Rolle als erwachsene Frau, Vorbild und Mutter für ihn auszufüllen. Sie sehnt sich nach der Zeit, als sie sich alles erzählten - dass er seit zwei Monaten einen Freund hat, erfährt sie zufällig von der Mutter seines Freundes, den er teilweise ebenso behandelt, wie seine Mutter, obwohl der ihn abgöttisch liebt. Ja, Hubert lässt sich bedienen, erwartet, dass die anderen alles für ihn machen, für ihn da sind. Selbst seine Lehrerin, die eine Vertraute wird, bis er ins Internat muss, weil es seiner Mutter reicht mit ihm...
Lohnenswert ist dieser Film, gut fotografiert, die Musik gefällt, die Schauspieler ebenso. Ein Kultfilm ist es vielleicht nicht, vielleicht abgesehen von schwulen Teenie-Boys, die in ihrer Pubertät das gleiche durchgemacht haben oder durchmachen...

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