Metamorphose - Premiere am 9.9.11

Tomatensalat. Es ging um Tomatensalat. Glaube ich. Vielleicht auch um Borschtsch. Wobei wir dieses Wort Borschtsch wahrscheinlich alle nicht so gut aussprechen können. Aber vielleicht ging es auch um etwas ganz anderes...
Am Freitag, den 9.9.11, fand die Premiere von "Metamorphose" des Ensembles TANZMUSIKPOESIE im Frankfurt Lab statt. Geheime Kulturhauptstadt hatte ich ja in diesem Blog Frankfurt schon großkotzig genannt - und das liegt auch an solchen Projekten und Orten wie das Frankfurt LAB, das sich auf die Fahnen geschrieben hat, ein Experimentierfeld für die künstlerische Moderne zu sein. Es möchte Künstlern Raum und Zeit bieten, die sich dem modernen Musik-, Tanz- und Theaterschaffen gewidmet haben. Das Frankfurt LAB produziert in Zusammenarbeit mit anerkannten Institutionen der künstlerischen Ausbildung.
 Im Frankfurt LAB stehen den Künstlern in den Produktions- und Aufführungshallen Raum und Zeit in einem unüblichen Maße zur Verfügung, um neue Werke und/oder neue Darbietungsformen im Laboratorium experimentell zu entwickeln und auszuprobieren. Zugleich soll der Produktionsprozess und das Ergebnis dem Publikum, aber auch Studierenden sowie Schülerinnen und Schülern in Frankfurt RheinMain vermittelt werden. Mehr dazu auf der Frankfurt LAB Seite
Diese Chance nutzte auch das Ensemble TANZMUSIKPOESIE, das aus den Künstler_innen Ksenia Ravvina, Mattis Kuhn und Jonas Englert besteht. In Metamorphose, dem Stück, das am 9.9. Premiere gefeiert hat, luden sie deutsche und russische Künstler_innen ein, sich gegenseitig den Spiegel vorzuhalten. In diesem ersten gemeinsamen Projekt soll damit eine Brücke nach Sankt Petersburg geschlagen werden. So wie die Koexistenz von Individuen Kultur bildet, so schafft die Komposition der Kunstdisziplinen Freiraum schöpferischen Handelns. Ein modulares Spiel zwischen zwei Kulturen, ihrer Paradigmen, Phänomenen und Konditionen. Abstraktion und Konkretion, Symbiose und Synthese im Mikro - und Makrokosmos. TANZMUSIKPOESIE lädt herzlich zu seiner ersten Veranstaltungsreihe ein. So drückt es TANZMUSIKPOESIE auf der eigenen Seite aus, was es eine Stunde lang auf der Bühne im Frankfurt LAB darstellen möchte. Da kann man auch wundervolle Fotos und Videos von den öffentlichen Proben bewundern: http://tanzmusikpoesie.de/metamorphose.htm.
Tanztheater ist meines Erachtens noch schwieriger zu beurteilen und zu verstehen als Opern. Genauso wie bei Letztgenanntem muss neben der Vorbereitung (wohin gehe ich, worum geht es, wie kann ich das Ensemble einordnen?) auch eine kleine Nachbereitung stattfinden, um tatsächlich in den vollen Genuss dieses Events zu kommen. Am besten redet man mit anderen darüber (ich hoffe ja, dass Jonas mir das noch einmal alles genau erklärt, wenn ich ihn das nächste Mal sehe) oder man versucht sich nach dem Stück noch einmal einzelne Szenen zu vergegenwärtigen, die von Ksenia Ravvina choreografiert und die von Kathleen Witt, Anastasia Kadruleva, Artem Ignatyev und Konstantin Matulevskii performt wurden. 
Geheimnisvoll begann das Ganze. Ein Mann liegt auf dem Boden, abgewendet, es wird dunkel... Plötzlich "Disconebel", den man durch das plötzlich auftauchende Spotlight erkennen kann. Doch was soll das bedeuten? Es gibt ein paar Einsprengsel Text, die mit "Tomato" beginnen und mit "Tomatosalad" enden, dazwischen deutsch-russische Einigkeit - Spiegelung - zum Thema Essen: Borschtsch und Salat, das ist das Lieblingsessen der beiden Frauen. Salat. Und da in Grünem Salat Schnecken sein könnten... wohl doch besser Tomatensalat. Doch was soll der Text, der sich um das Fleisch dreht: Ist der Mensch nun ein Mensch - oder doch ein Schwein? fragt man sich. Ja, viele Fragen blieben für mich offen. Das ist meistens beim Tanztheater so. Rein objektiv, aber vor allem subjektiv. Es ist schwer, einen Zugang zu diesem Medium zu finden, und nicht mal die Sprache konnte diesen Zugang diesmal erleichtern. Jeder hat seine eigenen Assoziationen, driftet in Gedanken ab - ich bekam Hunger. Dabei hatte ich vorher - kein Spaß! - eine große Schale Grünen Salat gegessen. Und da knisterte es in meinem Mund, Salat waschen ist eben nicht so einfach, macht auch keiner gerne, wie es auch in dem Text in Metamorphose gesagt wurde. 
Tomaten waschen ist einfacher. Sagt sie ja. Verstehe ich ja...
Wer sich selbst einen Eindruck verschaffen möchte: Heute Abend wird erneut METAMORPHOSE performt, 20 Uhr ist Einlass im Frankfurt LAB, kostet keinen Eintritt, dauert eine kurzweilige Stunde - und: wer mir seine Assoziationen mitteilen möchte, ich würde mich sehr darüber freuen! :-)

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