CSD Frankfurt 2012 - Was soll´s?


Jeder Mensch ist politisch, selbst wenn er ausdrücklich behauptet nicht politisch zu sein, keine Ahnung davon zu haben und sich nicht dafür zu interessieren. Denn es ist quasi eine "politische" Entscheidung, sich vordergründig gegen Politik zu entscheiden, gegen politische Parteien oder eine dezidierte Meinung. Ich möchte sogar so weit gehen zu sagen, dass ein bestimmter Lebensstil bereits eine politische Entscheidung ist. Und auf den CSD zu gehen ist demnach ebenso eine politische Entscheidung, denn es sagt: Ich bin schwul und zeige mich. Ich bin lesbisch und möchte zu den anderen stehen, die in meiner Lage sind. Ich bin bi, Transgender, Cross Dresser oder whatever und stehe für mich und für uns alle ein. Kann man das sagen? Ich stelle diese Hypothese zumindest auf. :-) Ich wurde nach einer Einschätzung des CSD 2012 gefragt. Für mich war es wichtig, etwas auf dem CSD zu machen, was mit ehrenamtlichen Engagement zu tun hat, und vor allem mit der AIDS-Hilfe. Für Radiosub habe ich einst Standdienst gemacht und es war mein schönster CSD. Und der spannendste. Aber auch dieses Mal war es spannend. Weil ich nicht wusste, wie das sein wird, wenn ich Lose verkaufe, ich komme mir ja immer wie ein Bittsteller vor, wenn ich Leuten etwas verkaufen möchte - und das ist mir unangenehm. Ich wusste nicht, wie gerne viele Menschen etwas Gutes tun wollten - klar, man kann etwas gewinnen und das gibt auch einen Kick. Aber es hat ja niemanden großartig gestört, nichts zu gewinnen oder nur etwas Kleines: Ist ja für den guten Zweck, sagten sie. Das fand ich sehr schön. Es gibt viele Stände auf dem CSD, klar, viele sind auch kommerziell oder von Parteien, aber auch engagierte Gruppen, Ehrenamtler, Weltverbesserer sind zu finden, und sie haben da genauso ihren Platz und finden Beachtung wie die Parade. Ich möchte mich nicht einreihen derjeniger, die CSD-Besucher schelten, die nur Party feiern wollen. Wer bewusst auf dem CSD feiert, setzt wie gesagt bereits ein Zeichen: Er versteckt sich nicht, ist proud to be gay. Und so viele Schilder, Plakate, Aktionen, die es da wieder bei der Parade gab: Das zeigt mir deutlich, dass es viele engagierte Menschen gibt, die etwas verändern wollen, es gibt, so habe ich den Eindruck, eine neue Generation von jungen Schwulen, Lesben, Bi, die ihre Lebenswelt verändern möchten, zum Positiven hin, die Gruppen oder gar Vereine gründen. Ich habe die Leute von Vielbunt in Darmstadt gesehen, die ihren ersten eigenen CSD in Darmstadt organisieren. Warmes Wiesbaden war sicher auch vertreten. Das Kuss 41 war sehr aktiv, hat sich viele Gedanken zum CSD gemacht etc. Man muss da nicht schwarz sehen. Natürlich ist der CSD ein Ort, um ausgelassen zu feiern, eine gute Gelegenheit eben, natürlich ist da recht viel Trash dabei, nicht immer sind diejenigen, die auf der Bühne stehen, talentierter als die vor der Bühne. Aber mei - das ist eine Geldfrage, und natürlich eine Frage des Geschmacks. Nein, ich möchte CSDs nicht schlecht reden, sie haben nach wie vor ihre Berechtigung, vielleicht mehr denn je, angesichts der ganzen CSDs in anderen Teilen der Welt. Und vor allem: wie wichtig es offensichtlich für viele kleinere Städte als Frankfurt ist, einen eigenen CSD zu organisieren, Zeichen zu setzen. Und niemand würde so einen Aufwand betreiben, um "nur Party zu machen". Das ist also meine Einschätzung. Ich hatte Spaß auf dem CSD (zu viel wahrscheinlich, denn ich war jetzt zwei Jahre angeschlagen), hatte eine interessante Charity-Erfahrung, habe viele engagierte Menschen gesehen - und freue mich nun auf die Sommerschwüle in Mainz, und auf die CSDs in Wiesbaden und Darmstadt.

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