ABK - Kehler Reflektionen

Nun, ich bin in Kehl, nach wie vor, wenn auch nicht mehr lange. Es ist nicht schade darum, anders als der ABK habe ich eine neue Heimat gefunden. Und da spricht man nicht alemannisch. Obwohl diese Sprache durchaus charmant klingen mag bei der ein oder anderen Person. Bei N. zum Beispiel hört es sich sehr süß an. Aber lassen wir das.
Damals vor fast zwanzig Jahren, als ich noch in Kehl lebte, stand ich den Antifa-Leuten sehr nahe. Die organisierten Konzerte im Jugendzentrum, Spendenaktionen und natürlich viele viele Demos. Ein ums andere Mal protestierten sie gegen die NPD, gegen Kernkraftwerke, Atommüll-Transporte etc. Sehr löblich. Und eigentlich gab es fürmich nur einen Grund, mich ihnen nicht anzuschließen. Dass ich nämlich keiner Gruppe zugehörig sein wollte. Der ABK sah es damals ähnlich, ebenso Antifa-affin, wirklich immer nah dabei, aber nie dazugehörend. Der ABK hatte allerdings einen anderen Grund, weitaus oberflächlicher als der meinige, zumindest aus meiner Sicht, der ABK wiederum sieht es anders. Er wollte nicht zu einer Gruppe gehören, die nur dunkle, verranzte Klamotten anhat. Nicht dass der ABK eher auf teure und gute Kleidung stünde, sie sehen alle nicht wie Internatsschüler aus, aber diese dunkle Uniformierung fanden sie deprimierend und hässlich.
Dem ABK fällt es generell sehr schwer, sich mit anderen zu verbinden oder zu solidarisieren. Natürlich sind sie die ersten, die sinnvolle Petitionen zum Schutz von Lebensraum und Menschen unterschreiben, aber das immer mit sehr viel Distanz - es geht um die Sache und nicht um einzelne Individueen. Auch ihr Verbund ist eher lose, und keiner weiß so genau, wieviele Mitglieder es gibt. Selbst in Kehl ist die Vereinigung nachezu unbekannt. Und doch besitzen sie eine große Macht, die im Hintergrund agiert. Es ist alles ein bisschen undurchsichtig. Fast wie bei den früheren Geheimbünden, die aber heutzutage, falls es sie noch gibt, vor allem mit den neuen Medien spielen. Im Gegensatz zum ABK, der ja bekanntlich nichts davon hält.
Der ABK ist sehr froh, dass Weihnachten endlich vorbei ist, dieser kommerzielle Scheiß, wie sie sagen, der die Leute sentimental und gierig macht, dieser Ausbund an Kapitalismus, der zu verdammen ist. Jetzt ekeln sie sich bereits vor dem nächsten großen Event in Deutschland: Silvester. Dieses ganze Geld, das für Feuerwerkskörper, für Kracher, ausgegeben wird, und noch schlimmer diese abscheulichen Silvesterparties, für die man Pauschalbeiträge um die 40-80 Euro bezahlt, um sich mit vielen gleichgesinnten, gleichgeschalteten Idioten zu betrinken und möglichst viel Spaß zu haben, und wenn es das letzte ist, was sie auf Erden tun. Der ABK ist dagegen. Das wird ebenso boykottiert wie dämliches Gansessen an Weihnachten oder Sit-Ins mit den Verwandten, die plötzlich ernsthaft und glückselig zusammensitzen, obwohl sie sich die zwölf Monate lang maximal einmal gemeldet haben. An Silvester stört sie, dass alles ao aufgebauscht wird und manche schon im September fragen, was sie an Silvester machen werden. Der ABK weiß das erst an dem Tag selbst.

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