2:37 und Palindrome

Die Assoziation liegt nahe, schließlich haben wir "Elephant" von Gus van Sant (2003) erst kürzlich gesehen. Da hat sich jemand diesen Film zum Vorbild genommen und seine eigene Geschichte auf ähnliche Weise nachgedreht. Und hat es geschafft, uns noch mehr zu deprimieren als dies Elephant bereits tun konnte. Klar, im letzteren wird mehr Grusel eingebaut, mehr von diesem "Was passiert da?" und es war ja auch das erste Mal, das Vorbild, natürlich baut 2:37 auch unheimliche Spannung auf, mit der Frage: Wer wird denn da tot auf der Toilette aufgefunden und wieso. Bei Elephant wusste man von dem Amoklauf, man vermutete auch, wer derjenige welcher sein könnte. In 2:37 gab es einige Aspiranten dafür, die sechs Schüler/-innen, die der australische Regisseur Murali K. Thalluri (2006) begleitet, sind allesamt selbstmordgefährdet, aus verschiedenen Gründen. Nun, auf den ersten Blick wirkt alles ein bisschen Klischee, was wir da sehen, Geschichten, die wir aus anderen Filmen kennen, aus der Zeitung, aus dem Leben, Geschichten, die passieren, vielfach passieren, leider. Das wäre übrigens auch der Schnittpunkt zu Todd Solondz´ "Palindrome", aber dazu später mehr. Während Gus van Sant einen Grusel aufbaut, eine Spannung, und doch eine Distanz herstellt, reißt uns Thalluri immer mehr in einen Sog hinein, lässt uns die Depression, die Wut, die Trauer der Akteure im Film spüren, reißt uns in die Tiefe. Und je mehr du dich als Außenseiter auf der Schule fühltest, desto mehr reißt es dich in die Tiefe. Die Figuren wirken authentisch, obwohl sie "so Klischee" sind, obwohl noch so viel an der Oberfläche bleibt, doch es wird vieles angedeutet. Puzzleteil um Puzzleteil wird alles am Ende zusammengefügt. Diese Figuren gibt es unzählige Male, doch davon wird es nicht weniger schlimm, im Gegenteil! Auch Todd Solondz, der bereits mit "Willkommen im Tollhaus" einen fabelhaften Coming-of-Age-Film gedreht hatte, stellt in Palindrome (2004) eine Figur dar, die wir vermutlich alle aus den diversen Talk-Shows kennen: das dreizehnjährige frühreife Mädchen, das unbedingt ein Baby bekommen möchte, ein virulentes Problem, das scheinbar in den USA noch sehr viel aktueller war und noch ist, weswegen es ja vor ein paar Jahren diese Gegenreaktion gab, die "Jungfräulichkeit bis zur Ehe". Von Anfang bis Ende des Films wechseln die Schauspielerinnen der Hauptrolle, um anzuzeigen, wie unwichtig das Individuum ist angesichts der Häufigkeit dieser Figur ist. Nicht nur der christliche Fundamentalismus wird hier auf die Spitze getrieben und gleichzeitig insofern pervertiert, dass einer der Verfechter des religiösen Glaubens ein verurteilter Pädophiler ist. Hier wird ein düsteres Bild der amerikanischen Gesellschaft, ein sehr perfides Bild, gezeichnet, wie bereits auch schon in "Happiness" ein paar Jahre zuvor. Beide Filme lassen einen gruseln ob der Schlechtigkeit der Menschheit bzw. der ganzen Perversereien, die jedem/r Jugendlichen heutzutage (aber auch schon früher) zustoßen können. Kein Wunder also, dass wir alle Fälle für die Psychologen sind, denke ich mir, kein Wunder, dass wir alle so sehr mit uns selbst beschäftigt sein müssen, denke ich, und frage mich: oder etwa nicht? Ein Palindrom, das vom griechischen Παλίνδρομος (palíndromos) „rückwärts laufend“) stammt, ist übrigens eine Zeichenkette, die von vorn und von hinten gelesen gleich bleibt. Nach dem wikipedia-Eintrag müssen Palindrome nicht immer einen Sinn ergeben, die Zeichenkette muss allerdings von vorne nach hinten und von hinten nach vorne bezüglich der Reihenfolge der verwendeten Zeichen übereinstimmen.
wikipedia weiterhin: Darüber hinaus werden auch Wörter, Wortreihen oder Sätze als Palindrome bezeichnet, die rückwärts gelesen einen Sinn haben (wie zum Beispiel die Worte Lager – Regal). In diesem weiteren Sinne ist das Palindrom eine spezielle Form des Anagramms. Verwandt zum Palindrom ist das Ambigramm, bei dem sich meist nach einer 180°-Drehung noch dasselbe Wort ergibt.
Und welche Bedeutung das Palindrom in dem gleichnamigen Film hat, müsst ihr selbst sehen. :-)

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