Schweigeminuten...

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Über Japan habt ihr hier noch nichts gelesen. Woran liegt das? Interessiert es mich nicht? Denke ich, dass schon überall sonst genug darüber geschrieben und geredet wird? Wahrscheinlich. Auch ich verfolge dies alles und kann nicht in Worte fassen, wie schlimm ich das alles finde. Ich habe schon mehrmals bei den Nachrichten geweint. Sehe Menschen, die alles verloren haben, was ihnen lieb ist, und ertrage es nicht. Habe Angst um die Lebenden, die wohl verstrahlt sein werden und kurz danach zu den Toten gehören werden... Davon möchte ich nicht reden, nicht von den AKW und was die Konsequenzen in Deutschland sind. Sondern! Heute war ich mal wieder auf so einer Integrationisten-Veranstaltung. Auch darüber möchte ich nicht schreiben. Sondern! Über die Schweigeminute, die plötzlich eingelegt werden musste. Doch wieso? fragte ich mich in dem Moment. Wieso das? Was soll das bringen? Wozu wurden Schweigeminuten erfunden? Gut, eines Menschen gedenken, der noch vor Kurzem in den eigenen Reihen war, ihm damit noch einmal Respekt zollen, auch wenn er es nicht mehr mitkriegt - das ist so halbwegs verständlich. Aber was sollte das heute Nachmittag bringen? Was verändert eine Schweigeminute? ... Dann kam ich nach Hause und erhielt gleich zwei Emails mit dem Inhalt, dass ich dazu aufgerufen wurde, an "Schweigeminuten" in Frankfurt an der Hauptwache oder irgendwo in Wiesbaden teilzunehmen. Wieso? fragte ich mich wieder. Wem soll das etwas bringen? Vielleicht denjenigen, die das initiieren? Versuchen da Menschen aus der Katastrophe ihren eigenen Nutzen zu ziehen? Organisieren sie da so Events, um selbst medial präsent zu sein? Machen da Menschen mit, um ein besseres Gewissen zu haben? Um sich als gute Menschen zu fühlen? Was bringt das den Menschen in Not in Japan, wenn sich da ein paar Hansels ein paar Minuten anschweigen? Wozu Schweigeminuten? Das macht man doch irgendwie für sich. Doch bestimmt nicht, um das bisschen Achtsamkeit und Bewusstsein willen, oder? Ich denke ständig an Japan, an den Supergau, an die Menschen, die alles verloren haben. Wozu brauche ich eine Schweigeminute? Nein, ganz ehrlich, ich denke nicht, dass Schweigeminuten notwendig sind. Diese Art von Solidarität kann und wird den Japanern so ziemlich am Arsch vorbeigehen. Es gibt da wahrlich andere Möglichkeiten zu helfen und Anteilnahme zu zeigen...

Kommentare

  1. Eine Schweigeminute ist ja nützlich, wenn nicht nur das gibt, aber auch andere Arte der Solidarität: Schweige um darüber nachzudenken, was passiert ist (da auch das Mitfühlen wichtig ist), und gleichzeitig Spenden, z.B., um "greifbar" zu helfen.
    Aber nur an "Schweigeminuten" teilzunehmen finde ich ja auch dumm, hilft nur das Gewissen der Heuchler :/

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  2. Sehr, sehr ehrlich. Und damit mutig. Und in
    dem Fall leider auch noch wahr. Man kann denke ich sogar mit Sicherheit sagen, dass Menschen mit diesen Schweigeminuten etwas eigennütziges bewirken, auch wenn ich, dass mag jetzt komisch klingen, keinesfalls Egoismus vorwerfen würde, zumindest nicht dem Großteil.
    Geht gar nicht? Denke doch.

    Weil es einfach Unterbewusst passiert, daher lässt sich wohl auch erklären, warum man irgendwie das Gefühl haben kann, dieser Anteilnahme gedanklivh zu wider handeln zu müssen und dabei gleichzeitig schon die Gewissheit, man tut den Menschen Unrecht, wenn man sie mit diesem Gedanken konfrontiert.
    Ich denke vielen Menschen ist durchaus bewusst, dass wir in einer extrem oberflächlcihen, scheinbaren Gesellschaft und modernen Welt leben, ich glaube das man sich selber das Gefühl gibt, einen scheinbaren Schein Menschlichkeit in diese zu werfen, wenn man gemeinsam eine Minute schweigt.
    Eben gewohnt oberflächlich, nur leider schon so so kultiviert, verinnerlicht, dass man tatsächlich daran glaubt, gebotenen Respekt zu zeigen und Anteil zu nehmen.
    Obwohl diese Schweigenminuten im Grunde immer zu Anlässen statt finden, in denen man sich gar nicht auf Mitgefühl konzentrieren kann, weil man weder am richtigen Ort noch in der richtigen, idealerweise eigentlich vertrauten "Umgebung" gedenkt.
    Aber da man es gemeinsam tut, fällt es eben schwer, dass gegenüber sich selbst auch zuzugeben, wenn man dazu emotional überhaupt in der Lage ist.
    Und ich selber frage mich oft genug, ob ich das überhaupt noch bin, wenn ich in dem Moment in dem eine solche Schweigeminute statt findet tatsächlich irgendwie glaube Anteil zu nehmen, sobald ich dann wieder alleine bin, steillt sich die eben von dir aufgeworfene Frage.
    Man erfüllt eben eine gesellschaftliche, emotionale Pflicht, die auch im Grunde genommen nicht angezweifelt werden darf, weil die Motive positiv sind. Das Ergebnis ist es leider nicht.
    Und da kann man gerne auch noch weiter gehen, denke ich, ich hoffe ich bin in der Lage, das so auszudrücken, dass man mich versteht, wie ich dich in dem Posting verstehe:

    Klar, die deutschen sind spendenfreudig, und das ist auch gut und nützlich und sollte sich so auch fortsetzen.
    Nur ist die Tatsache, dass wir sogar unser bestes in nicht geringen Mengen spenden auch gleichzeitig der Beweis für Aufopferung, so wie es sich für uns selber leicht anfühlen kann und wie es (erstaunlicherweise oft von Leuten, die selber nichts geben) oft dargestellt wird?

    Eher nicht, glaube ich. Nur der Beweis, dass es uns noch verdammt gut, selbst der Ärmste hier merkt in diesen Momenten, dass er im globalen Vergleich absolut priviligiert ist. Und das selbst Geld, dass hier keiner mehr freiwillig hergeben würde, außer im Glauben sich zu opfern, unterm Strich hier noch im Überfluss vorhanden isr.
    Aber wer würde auch nur auf den Gedanken kommmen, etwas abzugeben, von dem er wirklich glaubt, es zu brauchen? Würde ich es tun? Auch wenn es richtig wäre? Oder gerecht? Würde ich es überhaupt merken? Richtigkeit? Und Gerechtigkeit?

    Keine Ahnung, was mich angeht.

    In der gesellschaftlichen Gesamtheit gibt es allerdings gewisse Tatsachen, selber geschaffen, die mich daran zweifeln lassen.
    Fast makabare Tatsachen.

    Ich habe schon so viele Menschen gesehen, die sich in Japan einfach nur gerne die Gewissheit verschaffen würden, ob sie, was die Strahlung angeht, überhaupt in Gefahr ist.

    Nicht möglich, anhand des Mangels an Messgeräten.
    Wo sind Geigerzähler auf Monate aufgekauft, obwohl man eigentlich nicht mal potentiell in Gefahr ist? Zumindest im Moment?

    Man weiß ja nie...

    ...

    Eigentlich war ich wegen etwas anz anderem gekommen, abera aus Respekt vor dem Posting werde ich das woanders auf deinem Blog schreiben.

    Peace

    basti

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