PRIVAT - Eine sehr zeitgemäße Ausstellung in der Schirn Kunsthalle

Emily, 2012 © Evan Baden
PRIVAT - "Das Ende der Intimität". Mit dieser Ausstellung zeigt die Schirn Kunsthalle einmal mehr, das sie am Puls der Zeit ist. Am 31.Oktober war die Eröffnung, bei der ich zugegen war (leider hatte ich jedoch noch keine Zeit darüber zu berichten). Ich war sehr gespannt - und ich wurde nicht enttäuscht. Ist es doch so, dass gerade der Blogger in mir mit diesem Thema "Privatheit / Intimität" häufig konfrontiert wird. Wie oft führte ich Diskussionen mit Leser/innen, Kritikern darüber, wie viel oder wie wenig man von sich im Netz äußern sollte. Manchmal fühlte ich mich unverstanden, oft sah ich mich aber auch bestätigt, dass gerade die Leute, die relativ viel von sich preisgeben im Netz, am rätselhaftesten erscheinen. Wieso? Nein, ganz im Ernst: Wie oft werde ich gefragt, was ich eigentlich so mache / womit ich mein Geld verdiene. Wie oft denkt man dies und das über mich, weiß aber gar nicht, wer oder was ich bin. Und dann auch noch diese Mitteilungslust auf Facebook! Und ob ich da nicht Angst hätte, dass jegliche Information über mich, dass meine Daten missbraucht/ verscherbelt werden etc. Natürlich habe ich die. Und natürlich mache ich mir gelegentlich Gedanken darüber. Das versteht sich von selbst. Ich habe Grenzen - andere zwar als viele Menschen, aber ich habe sie. Und bin mir den Gefahren bewusst und nehme sie in Kauf. Doch ich bin keine 15 mehr. Bei Kindern und Jugendlichen sollte man genau darauf achten, was sie da "im Netz" treiben, aber Erwachsene können selbst entscheiden. Und (Lebens)Künstler wie ich haben sowieso ganz andere Grenzen und Vorstellungen von Leben. Da vermischt sich Privat- und Berufsleben sehr, das war schon immer so. 
Exhibitionismus, Selbstenthüllung, Erzähllust, Zeigefreude und Voyeurismus sind die sozialen Strategien unserer Zeit, in der längst ein Strukturwandel der Öffentlichkeit stattgefunden hat. In der zeitgenössischen Kunst spiegeln Fotografien, Polaroids, Handyfotos, Objekte, Installationen und Filme häusliche Szenen und persönliche Geheimnisse. Vertrautes und Intimes wird ins Bild gesetzt. 
http://www.schirn.de/ausstellungen/2012/privat/privat-ausstellung.html
Welche Positionen Martina Weinhart (die Kuratorin dieser Ausstellung) ausgesucht hat, kann man bis zum 3.2.13 noch in der Schirn Kunsthalle sehen. Ich kann dazu sagen, dass einiges, was ich da gesehen habe, auch bedeutende Künstler auf ähnliche Weise gemacht haben. ;-) Ich sage nur: Krankenhaus-Bilder und Berichte. :-)))
Heute möchte ich zwei besondere Aktionen auf dem SchirnMag vorstellen, die nur dort zu sehen sind.






Unter dem Titel „Das Beste des Jahres“ wird Edgar Leciejewski über einen Zeitraum von 18 Tagen öffentlich Tagebuch führen, indem er jeden Tag ein Foto aus seinem Alltag präsentiert. Jedes Bild wird von einem Text begleitet, der sich schließlich bildübergreifend zu einem Ganzen fügt. 

Die Digitalfotografie hat unseren Umgang mit dem Medium Fotografie in hohem Maße verändert. Im Zusammenspiel der Möglichkeiten, die das Internet für die Verbreitung von Fotos bietet, werden digitale Fotos heute nicht mehr in erster Linie für den privaten Gebrauch gemacht. Das Internet bietet eine unüberschaubare Fülle an Bildern, die Fremde und Freunde gleichermaßen, in jeder erdenklichen Situation abbilden. Dabei tritt die Ästhetik – in der analogen Fotografie noch von primärer Bedeutung – immer stärker hinter das bloße Motiv zurück. Der Fotokünstler Edgar Leciejewski zeigt mit seiner Serie „NYC Ghosts & Flowers“ wie sich mit digitaler Fototechnik und dem Service „Street View“ von Google Maps Bilder aus dem Internet in vollkommen neuen Zusammenhängen entdecken lassen.
Link zum Fototagebuch von Edgar Leciejewski auf dem Schirn-Magazin:
http://www.schirn-magazin.de/kontext/edgar-leciejewski-fototagebuch/


LEO GABIN: WEEKLY YOUTUBE SELECTION
Für das Schirn-Magazin dokumentieren Leo Gabin während der Ausstellungslaufzeit von „Privat“ jede Woche mit einem gefundenen Videoclip ihre Suche nach Inspiration. Die daraus entstehende neue Videoarbeit präsentiert das belgische Kollektiv am Donnerstag, den 24. Januar 2012, ab 19 Uhr in der Schirn Kunsthalle mit einer Video-Premiere. 
Auf Videoportalen wie YouTube finden sich gigantische Mengen an Videomaterial. Neben professionell produzierten Videoclips liegt der Reiz dieser Internetplattformen in erster Linie in größtenteils anonymen, privaten Amateurvideos. Nahezu jede Alltagssituation ist dort dokumentiert und öffentlich jederzeit abrufbar. Das belgische Künstlerkollektiv Leo Gabin durchforstet diese 
Portale auf der Suche nach Amateurvideos, die sich unter einem Thema subsummieren lassen oder einem sich stets wiederholenden Muster folgen, um daraus ein neues Video zusammenzufügen. So finden sich in der Arbeit „Cleaning“ unzählige Ausschnitte aus privaten Videos, in denen sich Teenager beim Aufräumen ihrer Zimmer filmen. Die Arbeit „Killin’it“ ist eine Aneinander-reihung von gewalttätigen Auseinandersetzungen unter Frauen, offensichtlich spontan mit wackeliger Kamera dokumentiert und öffentlich zugänglich gemacht.
Link zur Youtube Selection von Leo Gabin auf dem Schirn-Magazin:
http://www.schirn-magazin.de/kontext/leo-gabin-video-of-the-week/
(kursive Texte von der Presse-Abteilung der Schirn Kunsthalle zur Verfügung gestellt)

Kommentare

  1. Vielen Dank für diese interessante persönliche Auseinandersetzung mit dem Thema der Ausstellung!

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  2. eine überflüssige Ausstellung, unästhetisch, verstörend. Bilder von zum Teil so schlechter Qualität, unscharf, verwackelt, dass nicht nachvollziehbar ist, wieso sie auch noch vergrößert worden sind. Soll das Kunst sein? Mit einer Polaroid- Kamera dutzende schlechter Sinnlos-Photos schießen kann jeder. Warum muss damit eine ganze Wand gefüllt werden? Was haben die privaten Tagebücher und Photo-Alben in dieser Ausstellung verloren? Hier handelt es sich doch nicht um der Öffentlichkeit vorsätzlich zugänglich gemachte Inhalte- vielleicht musste überschüssiger Platz gefüllt werden...und das Titel - Motiv bzw. die anze dazugehörige Bolderserie- gestellt!
    Und schließlich noch etwas: Kinder ( ich habe Eltern mit etwa 4-6jährigen gesehen) haben in einer Ausstellung, wo auf Bäuche ejakulierende Penisse in offen zugänglichen Bereichen, also NICHT in den Räumen, die nur volljährigen vorbehalten sind, gesehen werden können, nichts zu suchen.

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