Sehnsucht...
Natürlich gebe ich gerne Bücher weiter, die mir gefallen. Insbesondere Mitglieder des ABK beglücke ich gerne mit schöner Literatur. Wir unterhalten uns dann auch stundenlang darüber. Meist sind es Texte, die einen Inhalt haben, die eher einen sozialkritischen Hintergrund besitzen, die uns dann zu langen politischen Diskussionen führen. Dabei haben es uns naturgemäß vor allem lateinamerikanische und russische Romane angetan, daneben auch die Literatur der ehemaligen DDR, zumindest um mehr Hintergrund zu erhalten, mehr hinterfragen zu können. Gedichte waren bisher nicht unser Diskussionsthema, aus bekannten Gründen. Doch man kann sich vorstellen, dass ich meine Freunde vom ABK nicht nur mit Faldbakken, den sie mittlerweile heiß und innig lieben und zitieren, erfreuen wollte, sondern ebenso mit Alberto Caiero, der ja bekanntlich das Alter Ego Fernando Pessoas ist.
Schiff, das du in die Ferne fährst,
Warum verspüre ich, anders als andere,
Kaum bist du entschwunden, keine Sehnsucht nach dir?
Weil du aufhörst zu existieren, sobald ich dich nicht mehr sehe.
Und wer sich nach etwas sehnt, das nicht existiert,
Fühlt sich zu nichts gehörig;
Nicht nach dem Schiff, nach uns empfinden wir Sehnsucht.Mein lieber Freund vom ABK schrieb mir ein paar Zeilen dazu:
Ich weiß nicht, ob ich das Gedicht so verstehe, wie es der Dichter meint, im Grunde genommen ist das ja auch egal, weil es darauf ankommt, was ich hineinlese... aber: für mich ist das eine Legitimation Menschen mit Migrationshintergrund zu entgegnen, dass ihre Sehnsucht nach dem vermeintlichen Heimatland, oder dem Herkunftsland, wenn man so möchte, unbegründet ist. Es existiert quasi nicht mehr, es ist entschwunden. Und jetzt ist man woanders, hat eine neue "Heimat". Die Sehnsucht nach dem Herkunftsland ist die Sehnsucht nach sich selbst, nach einer Identität, die für jeden sehr schwer ist zu finden. Egal, ob mit Migrationshintergrund oder deutscher Herkunft. Es ist schwierig sich zu finden, schwierig, der zu werden, der man sein soll. Und viele benutzen diesen Heimatbegriff, dieses "Zwischen den Stühlen sitzen" als Ausrede, als Ausflucht. Viele benutzen diese Nationalitäten, diese Konstruktionen von Grenzen als Ausschlusskriterium, als Abgrenzungsmerkmal. Nur in Wahrheit bräuchten sie es nicht, könnten sich von solchen Dingen befreien, wenn sie merkten, dass es um sie und ihre eigene Verworfenheit geht. Dass es darum geht, sich nach sich selbst und dem perfekten Seins-Zustand zu sehnen. Dass es darum geht, sich zu irgendetwas dazugehörig zu fühlen, was wiederum nur funktionieren kann, wenn man sich selbst gefunden hat, sich selbst etwas besser verstehen kann. So lese ich dieses Gedicht. Caiero ist ein wahrhaft genialer Dichter, dessen Texte sehr oft die Wahrheit sagen, zumindest die Wahrheit, die nach meinem Befinden diejenige welche ist. Die natürlich für andere nicht gelten muss, jeder konstruiert sich schließlich die eigene Wahrheit.
Schiff, das du in die Ferne fährst,
Warum verspüre ich, anders als andere,
Kaum bist du entschwunden, keine Sehnsucht nach dir?
Weil du aufhörst zu existieren, sobald ich dich nicht mehr sehe.
Und wer sich nach etwas sehnt, das nicht existiert,
Fühlt sich zu nichts gehörig;
Nicht nach dem Schiff, nach uns empfinden wir Sehnsucht.Mein lieber Freund vom ABK schrieb mir ein paar Zeilen dazu:
Ich weiß nicht, ob ich das Gedicht so verstehe, wie es der Dichter meint, im Grunde genommen ist das ja auch egal, weil es darauf ankommt, was ich hineinlese... aber: für mich ist das eine Legitimation Menschen mit Migrationshintergrund zu entgegnen, dass ihre Sehnsucht nach dem vermeintlichen Heimatland, oder dem Herkunftsland, wenn man so möchte, unbegründet ist. Es existiert quasi nicht mehr, es ist entschwunden. Und jetzt ist man woanders, hat eine neue "Heimat". Die Sehnsucht nach dem Herkunftsland ist die Sehnsucht nach sich selbst, nach einer Identität, die für jeden sehr schwer ist zu finden. Egal, ob mit Migrationshintergrund oder deutscher Herkunft. Es ist schwierig sich zu finden, schwierig, der zu werden, der man sein soll. Und viele benutzen diesen Heimatbegriff, dieses "Zwischen den Stühlen sitzen" als Ausrede, als Ausflucht. Viele benutzen diese Nationalitäten, diese Konstruktionen von Grenzen als Ausschlusskriterium, als Abgrenzungsmerkmal. Nur in Wahrheit bräuchten sie es nicht, könnten sich von solchen Dingen befreien, wenn sie merkten, dass es um sie und ihre eigene Verworfenheit geht. Dass es darum geht, sich nach sich selbst und dem perfekten Seins-Zustand zu sehnen. Dass es darum geht, sich zu irgendetwas dazugehörig zu fühlen, was wiederum nur funktionieren kann, wenn man sich selbst gefunden hat, sich selbst etwas besser verstehen kann. So lese ich dieses Gedicht. Caiero ist ein wahrhaft genialer Dichter, dessen Texte sehr oft die Wahrheit sagen, zumindest die Wahrheit, die nach meinem Befinden diejenige welche ist. Die natürlich für andere nicht gelten muss, jeder konstruiert sich schließlich die eigene Wahrheit.
Kommentare
Kommentar veröffentlichen