Lektorieren Text R.O.T. - Teil 2
Morgens wache ich irritiert auf. Ich hatte einen Alptraum: Ich befinde mich in einer Sporthalle. Sportunterricht. Ein Junge, der sich steif bewegt, kommt herein, als wir gerade Ball spielen. Er kann nur mit einer Hand fangen. Er muss aufpassen, dass aus dem anderen bandagierten Arm keine rote Flüssigkeit fließt. Es ist eigenartig, eklig sogar. Im nächsten Bild liegt er auf einem Krankenbett und wird behandelt. Der linke Arm ist voller Schläuche, die zum rechten Arm führen. Am linken Arm wird er abgestöpselt, am rechten wird der Verband abgemacht. So sieht man, dass da kein Arm ist. „Aber das hast du sicherlich selbst schon gesehen“, sagt die Krankenschwester.
Ich melde mich krank, gehe nicht zur Arbeit. Mache einen Termin bei meinem Hausarzt aus. Er gibt mir, ohne mich zu untersuchen, eine Überweisung zum Psychologen. Ich lasse mich zwei Tage krankschreiben. Ich packe meine Sachen und fahre zu meiner Mutter. Die wundert sich, als ich zur Tür hereinkomme. „Ist etwas passiert?“ fragt sie. Nichts. Ich sage, dass ich mich etwas kränklich fühle und Suppe möchte.
SMS: „Ich wusste das. Du meldest dich nicht. Ich kann nichts für mein Erröten! “ – „Tut mir Leid, bin bei meiner Mutter. Melde mich, wenn ich zurückkomme.“
Es tut gut, sich bekochen und bemuttern lassen. Niemand kann mich erreichen. Kein Chat, Mobiltelefon aus. Mein altes Zimmer ist wie damals. Meine Mutter klopft an. Fragt, ob ich nicht ein paar Dinge ausmisten möchte. Stofftiere, CDs, Videokassetten. Brauchst du das alles noch? Weiß ich nicht. Schaue mir alles an. Lege die Videokassetten in den Rekorder. Eine hat den Aufdruck Freiburg. Ich wusste nicht, dass ich die noch habe. 10 Jahre ist es her. Lange habe ich nicht mehr daran gedacht.
Ich sehe mich. Ohne Haare. Weder auf dem Kopf noch am Körper. Kann kaum hingucken. Todkrank. Blass. Krankenschwestern laufen ins Bild. Andere Patienten. Ich laufe mit meinem Infusionsständer durch die Station. Filme jeden und alles. Leute rufen mir etwas zu. Tränen. Ich hatte die Bilder aus meinem Leben verbannt. Tagelang war mir während der Chemotherapie schlecht. Ich habe gekotzt, geweint. Gelitten. Und dann sehe ich mich im Bett liegen. Der Infusionsständer neben mir. Er piept. Die Krankenschwester stöpselt eine neue Flasche daran. In dem Schlauch, das über einen Infusionsport zu meiner Herzkammer führt, fließt rote Flüssigkeit. Langsam. Gemächlich. Rot. Und ich erinnere mich:
An die Nacht, in der ich sterben wollte. Die rote Flüssigkeit. Dieses teuflische Zytostatikum. Es läuft das erste Mal durch meinen Körper. Schummrig. Was ist nur los? Heiß. Ich lege mich hin. Kann nicht schlafen. Den Tag über habe ich ein Anti-Übelkeitsmittel erhalten. THC. Es macht mich müde, schläfrig. Jetzt am Abend kann ich nicht mehr einschlafen. Tagträume und Visionen. Schlaflosigkeit. Plötzlich Schmerzen. Bauchschmerzen. Sie zerreißen mich innerlich. Ich kriege Schmerzmittel. Oft. Bis es nicht mehr geht. Schmerzen. Nicht einschlafen können, leiden. Fragen: Wieso ich? Warum muss mir das zustoßen? Was habe ich getan? Wie lange soll das noch so gehen? Wann hat das Leiden ein Ende? Wie soll ich das alles nur aushalten? Und: Wäre es nicht besser zu sterben?
Ich weine. Spule immer wieder vor und zurück. Schaue mir die rote Flüssigkeit an. Die „Red Bitch“. Diese grausligrote Wandfarbe in der Küche. Diese Nacht. Sterben. Schmerzen. Unbeschreibliche. Innerlich zersetzende. Aufplatzende. Verstörende. Verzweifelt machende.
Alles hatte ich verdrängt. Ich weine. Schaue die Videokassette mehrmals an. Spreche die Dialoge mit. Lache über die Scherze. So wie wir oft gelacht haben in der Klinik. Lachen und Weinen.
Ich schalte mein Mobiltelefon ein. Es erwarten mich einige Nachrichten.
SMS: „Meldest du dich sicher? Ich finde dich nett! Möchte dich gerne wiedersehen.“ – „Lass uns am Sonntagabend treffen. In meiner Küche. Sie ist weiß gestrichen. “
Ich melde mich krank, gehe nicht zur Arbeit. Mache einen Termin bei meinem Hausarzt aus. Er gibt mir, ohne mich zu untersuchen, eine Überweisung zum Psychologen. Ich lasse mich zwei Tage krankschreiben. Ich packe meine Sachen und fahre zu meiner Mutter. Die wundert sich, als ich zur Tür hereinkomme. „Ist etwas passiert?“ fragt sie. Nichts. Ich sage, dass ich mich etwas kränklich fühle und Suppe möchte.
SMS: „Ich wusste das. Du meldest dich nicht. Ich kann nichts für mein Erröten! “ – „Tut mir Leid, bin bei meiner Mutter. Melde mich, wenn ich zurückkomme.“
Es tut gut, sich bekochen und bemuttern lassen. Niemand kann mich erreichen. Kein Chat, Mobiltelefon aus. Mein altes Zimmer ist wie damals. Meine Mutter klopft an. Fragt, ob ich nicht ein paar Dinge ausmisten möchte. Stofftiere, CDs, Videokassetten. Brauchst du das alles noch? Weiß ich nicht. Schaue mir alles an. Lege die Videokassetten in den Rekorder. Eine hat den Aufdruck Freiburg. Ich wusste nicht, dass ich die noch habe. 10 Jahre ist es her. Lange habe ich nicht mehr daran gedacht.
Ich sehe mich. Ohne Haare. Weder auf dem Kopf noch am Körper. Kann kaum hingucken. Todkrank. Blass. Krankenschwestern laufen ins Bild. Andere Patienten. Ich laufe mit meinem Infusionsständer durch die Station. Filme jeden und alles. Leute rufen mir etwas zu. Tränen. Ich hatte die Bilder aus meinem Leben verbannt. Tagelang war mir während der Chemotherapie schlecht. Ich habe gekotzt, geweint. Gelitten. Und dann sehe ich mich im Bett liegen. Der Infusionsständer neben mir. Er piept. Die Krankenschwester stöpselt eine neue Flasche daran. In dem Schlauch, das über einen Infusionsport zu meiner Herzkammer führt, fließt rote Flüssigkeit. Langsam. Gemächlich. Rot. Und ich erinnere mich:
An die Nacht, in der ich sterben wollte. Die rote Flüssigkeit. Dieses teuflische Zytostatikum. Es läuft das erste Mal durch meinen Körper. Schummrig. Was ist nur los? Heiß. Ich lege mich hin. Kann nicht schlafen. Den Tag über habe ich ein Anti-Übelkeitsmittel erhalten. THC. Es macht mich müde, schläfrig. Jetzt am Abend kann ich nicht mehr einschlafen. Tagträume und Visionen. Schlaflosigkeit. Plötzlich Schmerzen. Bauchschmerzen. Sie zerreißen mich innerlich. Ich kriege Schmerzmittel. Oft. Bis es nicht mehr geht. Schmerzen. Nicht einschlafen können, leiden. Fragen: Wieso ich? Warum muss mir das zustoßen? Was habe ich getan? Wie lange soll das noch so gehen? Wann hat das Leiden ein Ende? Wie soll ich das alles nur aushalten? Und: Wäre es nicht besser zu sterben?
Ich weine. Spule immer wieder vor und zurück. Schaue mir die rote Flüssigkeit an. Die „Red Bitch“. Diese grausligrote Wandfarbe in der Küche. Diese Nacht. Sterben. Schmerzen. Unbeschreibliche. Innerlich zersetzende. Aufplatzende. Verstörende. Verzweifelt machende.
Alles hatte ich verdrängt. Ich weine. Schaue die Videokassette mehrmals an. Spreche die Dialoge mit. Lache über die Scherze. So wie wir oft gelacht haben in der Klinik. Lachen und Weinen.
Ich schalte mein Mobiltelefon ein. Es erwarten mich einige Nachrichten.
SMS: „Meldest du dich sicher? Ich finde dich nett! Möchte dich gerne wiedersehen.“ – „Lass uns am Sonntagabend treffen. In meiner Küche. Sie ist weiß gestrichen. “
Hammer...
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