GRÖSSENWAHN - Größenwahn - GRÖSSENWAHN

Sascha Lobo lief bei der Buchmesse am Stand des Größenwahn Verlags vorbei, als ich gerade da war. Er zeigte einen Daumen nach oben und sagte: "Großartiger Name". Größenwahn. Ja. Der Name hat Geschichte. Der Größenwahn Verlag heißt nach dem Cafe Größenwahn. Also nicht nach dem gleichnamigen Album von Udo Jürgens. ;-) Sondern nach der Kneipe in Frankfurt, die im Dezember 1978 von Hans Peter Hoogen, dem verdienten schwulen Aktivisten, und seinem Partner Heinen, eröffnet wurde und nach wie vor im Nordend Frankfurts blüht und gedeiht. Sie hat das Motto "Die Welt soll wärmer und weiblicher werden". Und das kommt von Hoogens ersten Aktionen. Hoogen, der 2005 von Roland Koch den Hessischen Verdienstorden am Bande erhalten hat, trat 1971 in die „Rote Zelle Schwul“ ein, die auch „RotzSchwul“ genannt wurde. Da das Interesse in der linken Studentenbewegung an den Sorgen der Homosexuellen gering war (da waren eher Salon-Machos zugange, selbst ein Joschka Fischer zeigte sich nicht sehr verständig), verbündete man sich mit der Frauenbewegung. „Hessen soll wärmer und weiblicher werden“ war das Motto damals schon und blieb es für Hoogen bis heute. Doch auch das Cafe Größenwahn hatte berühmte Vorgänger und das ist der Grund für den Verlagsnamen. Ich meine das Cafe des Westens in Berlin, das genauso Cafe Größenwahn als Beinamen hatte wie das Cafe Griensteidl in Wien und das Cafe Stefanie in München. Allesamt Künstlerlokale. Das Cafe des Westens wurde zwischen 1893 und 1895 als repräsentatives Wohnhaus von dem Zimmermeister Christoph Osten erbaut. Es etablierte sich sehr schnell als Treffpunkt der Literaten. Die beiden ersten Kabaretts in Berlin entstanden hier. Ebenso bildeten sich recht bald zwei Gruppierungen, das so genannte Schwimmer- und das Nichtschwimmer-Bassin. Wer schon einen Namen hatte, fand sich am Stammtisch des Malers Max Liebermann ein, Literaten und Kritiker wie Alfred Kerr und Herbert Ihering zählten dazu. Am Komponistentisch, angeführt von Paul Lincke, waren Walter Kollo und Jean Gilbert anzutreffen. Die aufstrebende Bohème schloss sich dem Künstlerkreis Die Brille um Max Reinhardt und Christian Morgenstern an. Die Idee zur Dreigroschenoper wurde im Café in die Welt gesetzt. Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt… komponierte Friedrich Hollaender hier.
Weiter verkehrten hier Richard Strauss, Maximilian Harden, Ludwig Fulda, Paul Lindau, Frank Wedekind und Carl Sternheim. Der Maler Emil Orlik, selbst eine Berühmtheit und regelmäßiger Stammgast, hat viele von ihnen im Café gezeichnet. Das „Café Größenwahn“ war für viele Künstler eine Art Heimat.  Das „Café Größenwahn“ war auch berühmt für die Frauen, die sich hier sehen ließen und neuesten Chic gleichzeitig mit ihrem Anspruch auf Emanzipation demonstrierten.
In den letzten Jahren vor dem Ersten Weltkrieg wurde das „Café Größenwahn“ zum Mittelpunkt der literarischen Bewegung des deutschen Expressionismus. Hier trafen sich die avantgardistischen Literaten – Naturalismus und Impressionismus schienen überwunden – und diskutierten mit ihren Kollegen: Else Lasker-Schüler und ihr Gatte Herwarth Walden, René Schickele, Roda Roda, Johannes Schlaf, Erich Mühsam und John Henry Mackay, Peter Hille und Paul Scheerbart, Frank Wedekind, Artur Landsberger, Carl Sternheim und Leonhard Frank, Salomo Friedländer, John Höxter und Jakob van Hoddis waren hier „zuhause“ – am Café Größenwahn kam niemand vorbei, der in der neuen expressionistischen Bewegung mitreden und mitschreiben wollte. Auch wichtige literarische Zeitschriften wurden hier gegründet: 1910 konzipierte Herwarth Walden im Café seine Zeitschrift Der Sturm, 1911 Franz Pfemfert Die Aktion. (Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Caf%C3%A9_des_Westens)
Damit wollte ich nur sagen, dass ich sehr stolz darauf bin, dass Plattenbaugefühle beim Größenwahn Verlag erschienen ist und dass Sevastos Sampsounis, der Verleger, mir dieses Vertrauen entgegengebracht hat... 
https://www.facebook.com/Plattenbaugefuehle

Kommentare

  1. Ich hätte noch ein ähnliches Café in Zürich beizutragen! ;)
    http://www.odeon.ch

    Das Buch im Europaverlag für € 22.-

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